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Audi-Abgasskandal: Betroffene Fahrzeuge und Schadensersatz

Audi-Abgasskandal: Offenbar sind auch aktuelle Audi-Modelle noch vom Diesel-Skandal betroffen.
28. März 2022

Zusammenfassung

  • Auch Audi Euro 5 und 6 Diesel mit EA288 oder EA897-Motor sind vom Dieselskandal betroffen.
  • Audi setzte bis zum Jahr Baujahr 2018 bis zu 4 Abschalteinrichtungen ein.
  • Laut neuestem BGH-Urteil besteht ein Anpruch auf Schadensersatz bis 10 Jahre nach Kauf
  • Wir erklären, wie sich Audi-Kunden mit einer Diesel-Klage wehren können.

Da Audi teilweise dieselben Motoren verwendet wie die Konzernmutter VW, ist auch Audi in den Dieselskandal verwickelt. Allerdings geht der Audi-Abgasskandal sogar noch darüber hinaus: Auch von Audi selbst entwickelte Motoren setzen offenbar auf unzulässige Abschalteinrichtungen. Dabei sind nicht nur Diesel, sondern wohl auch Benziner betroffen. Viele Kunden möchten daher prüfen, ob auch ihr Fahrzeug vom Abgasskandal betroffen ist.

Wir erläutern in diesem Beitrag:

Hintergründe zum Audi-Abgasskandal

Als der Abgasskandal bei VW bekannt wurde, war schnell klar, dass auch Audi betroffen ist. Das war im Jahr 2015. Während man im Volkswagen-Konzern Besserung und Aufklärung versprach, scheint man bei Audi nicht viel dazugelernt zu haben:

Im Januar 2018 kam heraus, dass das Kraftfahrtbundesamt (KBA) auch für aktuelle Audi-Modelle mit V6-Dieselmotor einen Rückruf und ein Softwareupdate anordnet. Besitzern der betroffenen Modelle A4, A5, A6, A7, A8, Q5 und Q7 drohte damit sogar die Stilllegung, wenn sie das Update der Motorsteuerung verweigerten.

Aber auch Audi-Modelle mit EA288-Motor sind betroffen. Am 21.04.2021 bestätigte das Oberlandesgericht Naumburg die Abgasmanipulation.

Im August 2020 wurden interne VW-Dokumente und ein unabhängiges Gutachten bekannt, nach denen selbst ein Audi-Modell mit Benzin-Motor vom Abgasskandal betroffen ist. In dem Gutachten wurde ein Audi Q5 TFSI 2.0 (Euro 6, Baujahr 2015) untersucht. Dabei war der Abgasausstoß im standardisierten Testzyklus zunächst normal.

Das änderte sich aber, sobald das Lenkrad um mehr als 15° gedreht wurde. Danach ging das Fahrzeug offenbar davon aus, dass es nicht an einem Abgastest teilnahm und die Stickoxidwerte überschritten die zulässigen Grenzwerte deutlich. Nach einer Meldung der Wirtschaftswoche vom März 2021 geht auch das KBA inzwischen diesem Verdacht nach. Audi bestreitet die Vorwürfe. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Audi-Modelle von diesem neuen Abgasskandal betroffen sind.

Besonders schlimm könnte es die Fahrer des Modells Audi A8 treffen: Die bis Sommer 2017 gebauten Fahrzeuge stoßen offenbar so viel Stickoxid aus, dass das KBA ein Softwareupdate für aussichtslos hält. Damit droht für dieses Modell nach übereinstimmenden Medienberichten sogar ein Zulassungsstopp.

Im Oktober 2019 wurde außerdem gemeldet, dass auch alte Modelle mit der Abgasnorm Euro 4 wohl über unzulässige Abschalteinrichtungen verfügen. Diese wurde bei Modellen der Baujahre 2003 bis 2010 als „Akustikfunktion“ verschleiert. Betroffen sind Diesel-Modelle mit größeren Motoren, also 2,7 oder 3,0 Litern Hubraum. Zurückgerufen wurden insbesondere Audi A4 und A6 aus den Baujahren 2004 bis 2009. Das pikante daran: Beim KBA wurden die Untersuchungen angeblich verschleppt, sodass diese Ansprüche in vielen Fällen bereits verjährt sind. Wer seinen vor mehr als 10 Jahren gekauften Audi trotz Diesel-Fahrverbot weiterfahren will, dem bleibt nur noch die Diesel-Nachrüstung. Immerhin beteiligt sich Audi an den Kosten.

Inzwischen gibt es auch schon Diesel-Urteile, nach denen Audi auch für unzulässige Thermofenster beim EA288-Motor Schadensersatz leisten muss. (Der EA288 ist der Nachfolger des ursprünglichen „Skandalmotors“ EA189 und dürfte im Mittelpunkt des EuGH-Urteils zu Thermofenstern gestanden sein.)

Vom Dieselskandal betroffene Audi-Modelle

Bei Audi sind mehrere Motor-Typen vom Abgasskandal betroffen, die in praktisch allen Modellen eingesetzt wurden:

  • Der EA 189-Motor hatte den VW-Abgasskandal ins Rollen gebracht. Auf diesen Motor mit 1,6 bzw. 2,0 l Hubraum beziehen sich auch die ersten BGH-Urteile im Dieselskandal. Da es sich um einen VW-Motor handelt, kann es Sinn machen, eine Diesel-Klage gegen Volkswagen statt gegen Audi anzustrengen.
  • Der EA 288-Motor wird ebenfalls von VW an an Audi geliefert. Er ist der Nachfolger des EA 189. Die Abschalteinrichtungen sind hier etwas weniger plump, trotzdem dürfte es sich um Betrug handeln.
  • Die großen Dieselmotoren EA 396 und EA 397 sowie der EA 898 sind eigene Entwicklungen von Audi. Da sie auch bei anderen VW-Marken eingesetzt wurden (z.B. Porsche), sind auch deren Fahrzeuge indirekt vom Audi-Dieselskandal betroffen.
  • Auch beim 2,0 l TFSI-Motor (Benziner) besteht der Verdacht, dass illegale Abschalteinrichtungen eingesetzt wurden.

Insgesamt ist fast alle Audi-Modelle zumindest teilweise vom Abgasskandal betroffen, insbesondere:

Details und konkret betroffene Modell-Varianten finden sich auf den Seiten wieder, die in der obigen Liste verlinkt sind. Eine Übersicht findet sich außerdem auf unserer Seite zu vom Abgasskandal betroffenen Audi-Modellen.

Wer eines dieser Audi-Fahrzeuge besitzt, sollte prüfen lassen, ob sein Modell vom Abgasskandal betroffen ist. Bei Rechtecheck ist das kostenlos, unverbindlich und anonym möglich. Wer will bekommt anschließend auch eine individuelle, kostenlose Ersteinschätzung von einem Anwalt:

Übrigens: Nach Bekanntwerden des Audi-Dieselskandals hat der Hersteller eine Seite bereitgestellt, auf der man anhand der Fahrgestellnummer prüfen konnte, ob man vom Dieselskandal betroffen ist. Wir raten davon ab, sich auf diese Seite zu verlassen, da Audi hier nur bei den Fahrgestellnummern die Betroffenheit bestätigt, bei denen sie bereits zugegeben haben, dass betrogen wurde. Der Audi-Abgasskandal geht inzwischen aber viel weiter.

Wie sich Audi-Besitzer wehren können

Die gute Nachricht für Besitzer neuer Audi-Dieselmodelle: Sie können in vielen Fällen noch ihre Händler wegen „Sachmangels“ verklagen. Diese Möglichkeit verjährt nämlich erst 2 Jahre nach der Übergabe des Autos. (Bei Gebrauchtwagen nach einem Jahr.) Dabei ist es teilweise sogar möglich, ein sauberes Nachfolgemodell zu bekommen (BGH-Urteil vom Juli 2021). Das ist nach einem weiteren BGH-Urteil oft ohne Aufpreis möglich und auch sonst fällt die Zuzahlung moderat aus.

Ist die Gewährleistung für den Audi-Mogeldiesel bereits abgelaufen, können die Eigentümer auch direkt gegen Audi vorgehen. In diesem Fall können die Betroffenen Schadensersatz wegen Betrugs bzw. sittenwidriger Schädigung verlangen. Alternativ können auch sie ihren vom Abgasskandal betroffenen Audi zurückgeben. Sie erhalten dann den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungsentschädigung, die aber i.d.R. weit unter dem Wertverlust liegt.

Gut stehen auch Audi-Besitzer da, die ihr Auto finanziert haben: In vielen Fällen können sie Autokredit oder Leasing widerrufen und so auch gleich ihr Auto zurückgeben. Dafür muss der Wagen nicht einmal vom Abgasskandal betroffen sein. Außerdem gibt es hier auch weniger Probleme mit der Verjährung.

FAQ zum Audi-Abgasskandal

Ist mein Audi vom Dieselskandal betroffen?
Wahrscheinlich ja. Sie sollten sich auch nicht auf die von Audi angebotene Überprüfung der Fahrgestellnummer verlassen. Gerichte geben immer mehr Audi-Kunden Schadensersatz, bei denen der Hersteller noch gar nicht zugibt, dass sie vom Audi-Abgasskandal betroffen sind. Eine Übersicht gibt es hier.

Wie viel Schadensersatz steht Besitzern von betroffenen Audi-Modellen zu?
Das hängt stark vom Einzelfall und dem Gericht ab, i.d.R. sollten mindestens 15% des Kaufpreises möglich sein. Berechnen können Sie das hier.

Sind im Audi-Abgasskandal die Ansprüche nicht schon verjährt?
Bei Fahrzeugen, die vor mehr als 10 Jahren gekauft wurden und bei vom Diesel-Skandal betroffenen Audi-Modellen mit EA189-Motor ist das möglich aber noch nicht abschließend entschieden. Bei vielen Modellen läuft die Verjährung aber noch.

Autoren

Markus Klamert ist Inhaber der Kanzlei Klamert & Partner aus München. Als Anwalt ist er Spezialist für Wirtschaftsrecht, Kapitalanlagerecht und Stiftungsrecht. Zusammen mit Rechtecheck hat er bereits tausenden Verbrauchern im Dieselskandal und beim Autokredit-Widerruf geholfen.

Robert hat als Diplomkaufmann und Wirtschaftsingenieur nicht nur die besten Voraussetzungen dafür, den reibungslosen Ablauf der Webseite sicherzustellen, sondern auch den perfekten Background, um vor allem komplexe Wirtschafts-Themen nutzerfreundlich und nachvollziehbar aufzubereiten. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Abgasskandal, Geldanlage, Kreditrecht, Flugrecht und Versicherung. Nach seinem Ausscheiden bei RECHTECHECK wechselte Robert zur Nürnberger Werbeagentur BESONDERS SEIN.

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