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Volvo-Abgasskandal: Schadensersatz für unzulässige Thermofenster?

15. August 2021

Inzwischen scheint es auch einen Abgasskandal bei Volvo zu geben: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) stellte bei einem Volvo XC60 mit 2.0l-Dieselmotor Stickoxidwerte fest, die bis zum 12-fachen der Grenzwerte ausmachten. Kunden könnte daher Schadensersatz zustehen.

Was ist zum Volvo-Dieselskandal bekannt?

Im Gegensatz zum VW-Abgasskandal oder zum Mercedes-Dieselskandal musste Volvo bisher keine Bußgelder wegen unzulässiger Abschaltvorrichtungen zahlen. Der schwedisch-chinesische Hersteller hat auch noch kein Fehlverhalten zugegeben.

Dennoch gibt es Hinweise, dass auch Volvo bei der Zulassung seiner Fahrzeuge gemogelt haben könnte und dadurch in den Abgasskandal verwickelt ist. So hat die Deutsche Umwelthilfe DHU Anfang 2020 Fahrzeuge des schwedischen Automobilbauers Volvo Tests unterzogen. Hierbei wurde festgestellt, dass der NOx-Ausstoß des SUVs XC60 2.0 D3 um ein fünffaches und der NOx-Ausstoß der Limousine S90 4D um ein dreizehnfaches erhöht war im Vergleich zur geltenden Abgasnorm Euro 5. Die Testfahrt fand in Berlin auf einer 32 Kilometer langen Strecke statt. Es wurden sich sowohl an die geltende Straßenverkehrsordnung als auch an die angezeigten Schaltempfehlungen der Fahrzeuge gehalten. Zusätzlich ließ sich beobachten, dass bei sinkenden Außentemperaturen auch die Abgasrückführung schrittweise bis auf 0% zurückging. Abhängig von Fahrzeug und Motor wurden Temperaturgrenzen der Thermofenster zwischen 15 und 30°C festgestellt. Bekannt ist bisher, dass Fahrzeuge mit Motoren 2.0 D3 (Euro 5) und D4 (Euro 6) betroffen sind.

Volvo behauptet, dass es sich dabei um ein zulässiges „Thermofenster“ zum Motorschutz handelt. Die DUH und Verbraucherschutz-Anwälte gehen davon aus, dass die Reduzierung nicht zulässig ist, weil sie bereits bei Temperaturen geschieht, die in Deutschland normal sind (und erst recht in Schweden). Damit funktioniert die Abgasreinigung nicht wie vorgeschrieben „im normalen Gebrauch“. Beim ähnlich gelagerten Fällen von VW und Mercedes sieht der BGH allerdings keine „sittenwidrige Schädigung“, sofern nicht weitere Umstände hinzutreten. Das erste EuGH-Urteil zum Abgasskandal widerspricht dagegen dem Volvo-Argument vom Motorschutz. Damit kann es sein, dass langfristig eine Stilllegung droht, die Kunden aber keinen Anspruch auf Schadensersatz oder Rückabwicklung haben.

Besonders dreist erscheint in diesem Zusammenhang, dass Volvo sich nicht an den Kosten für eine Hardware-Nachrüstung seiner Modelle beteiligen will.

Welche Ansprüche haben Volvo-Kunden im Abgasskandal?

Noch ist nicht höchstrichterlich geklärt, ob und wieviel Schadensersatz Volvo-Diesel-Kunden zusteht. Abgesehen von den Tests an Volvo XC60 und Volvo S90 ist auch noch nicht ganz klar, welche Volvo-Modelle von Abgasskandal betroffen sind.

Wenn Volvo der vorsätzlich rechtswidrige Einsatz eine unzulässige Abschalteinrichtung nachgewiesen wird, dürfte ein ähnliches Modell wie bei anderen vom Dieselskandal betroffenen Herstellern verwendet werden: Der Kunde gibt seinen Volvo Diesel zurück und erhält seinen Kaufpreis erstattet. Vom Kaufpreis wird noch eine Nutzungsentschädigung abgezogen, die aber meist deutlich unter dem Wertverlust liegt.

Volvo-Kunden können sich bereits jetzt auf unserer Seite zum Diesel-Skandal registrieren. Wir halten Sie dann auf dem Laufenden, wenn die Aussichten für eine Klage geklärt sind. Aktuell dürfte eine Diesel-Klage gegen Volvo nur mit einer Rechtsschutzversicherung Sinn machen.

Bereits heute können sich die Besitzer von Volvo-Modellen wehren, die ihr Auto direkt beim Hersteller oder Händler finanziert haben. Ihnen kann der Autokredit-Widerrufsjoker helfen.

Vom Abgasskandal betroffene Volvo-Modelle

Wie gesagt ist noch nicht abschließend geklärt, welche Volvo-Fahrzeuge vom Abgasskandal betroffen sind. Die Erfahrung aus dem VW-Skandal zeigt aber, dass meist alle Modelle, die denselben Motor verwenden, auch die gleichen illegalen Abschalteinrichtungen einsetzen. Außerdem zeigt das Beispiel Volkswagen, dass die Hersteller ihre „erfolgreichen“ Betrugs-Strategien oft auch bei weiteren Motoren anwenden. Nach unseren Informationen werden die von der DUH beanstandeten Motoren D3 (Euro 5) und D4 (Euro 6) mit 2,0 l Hubraum bei folgenden Volvo-Fahrzeugen eingesetzt, die daher vermutlich auch vom Diesel-Abgasskandal betroffen sind:

ModellMotorBaujahr
Volvo S60 2.0D3/D42010-2015
Volvo S80 2.0D3/D42012-2016
Volvo S90 2.0D3/D4seit 2016
Volvo V40 2.0D3/D42012-2018
Volvo V60 2.0D3/D42010-2013
Volvo V60 2.0D4seit 2015
Volvo V70 2.0 (Typ B)D3/D42010-2014
Volvo V70 2.0 (Typ B)D42013-2016
Volvo V90 2.0D4seit 2016
Volvo XC40 2.0D4seit 2016
Volvo XC 60 2.0D3/D42012-2013
Volvo XC60 2.0D4seit 2013
Volvo XC70 2.0D3/D42010-2013
Volvo XC70 2.0D42013-2016
Volvo XC90 2.0D42015-2018

Die Liste kann sich noch erweitern. Weitere Informationen finden Sie in unseren Artikeln zum Thema Abgasskandal und in unseren Videos:

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