Dieselskandal: Fiat Ducato Abgasskandal
Verkehr

Der Fiat Ducato Abgasskandal betrifft nicht nur Lieferwagen, sondern auch Wohnmobile. 31.03.2021
Zusammenfassung:
- Der Dieselskandal beim Fiat Ducato trifft klassische Lieferwagen und viele Wohnmobile.
- Vermutlich sind alle Diesel-Motoren mit Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 vom Fiat Ducato Abgasskandal betroffen.
- Je nach Fall haben die Besitzer Anspruch auf Lieferung eines neuen Nachfolgemodells, Rückabwicklung des Kaufvertrags oder pauschalen Schadensersatz.
Viele Besitzer von Lieferwagen und Wohnmobilen machen sich Sorgen, dass auch ihr Motor in den Fiat Ducato Abgasskandal verwickelt ist. Außerdem stehen viele Ducato-Fahrer vor der Frage, welche Folgen der Dieselskandal beim Fiat Ducato für sie hat. Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen:
- Was ist der Stand beim Fiat Ducato Abgasskandal?
- Welche Motoren sind vom Abgasskandal betroffen? Welche Modelle?
- Sind auch Wohnmobile vom Dieselskandal beim Fiat Ducato betroffen?
- Droht meinem Fiat Ducato die Stilllegung?
- Welche Ansprüche habe ich, wenn mein Ducato vom Abgasskandal betroffen ist?
Hintergründe zum Fiat Ducato Abgasskandal
Nachdem der VW-Abgasskandal bekannt wurde, ging man zumindest in Fachkreisen schnell davon aus, dass auch Fiat unzulässige Abschalteinrichtungen eingesetzt hat. Spätestens 2016 war das auch im Bundesverkehrsministerium und beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) klar. Da für den Dieselskandal beim Fiat Ducato aber v.a. die italienischen Behörden zuständig sind, ist seitdem lange Zeit nicht viel geschehen.
Erst im Sommer 2020 erfolgten dann Hausdurchsuchungen und ein Zeugenaufruf im Auftrag der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Der Vorwurf lautet dabei Betrug. In den USA war man zu dem Zeitpunkt schon deutlich weiter: 2019 gab es eine erste Verhaftung und Fiat Chrysler zahlte eine Strafe von 800 Mio. $.Vor Zivilgerichten in Deutschland gab es erste Urteile im Fiat Abgasskandal erst Anfang 2021.
Gerade der Fiat Ducato hat sich bei Abgastests wiederholt als Dreckschleuder erwiesen, die im realen Straßenbetrieb ein Vielfaches der zulässigen Grenzwerte für Stickoxide ausstößt. Das ergaben beispielsweise Messungen von Deutscher Umwelthilfe und KBA. Das dürfte insbesondere daran liegen, dass viele ältere Dieselmotoren von Fiat die zur Abgasreinigung eingesetzte Abgasrückführung nur etwa 22 Minuten lang einsetzen. Mehr schien den Ingenieuren nicht nötig zu sein, da die Abgastests damals nur 20 Minuten dauerten.
Daneben setzt Fiat nach eigener Aussage auch auf sogenannte Thermofenster, die dem Motorschutz dienen sollen. Das bedeutet, dass die Abgasreinigung nur bei den Temperaturen wirklich funktioniert, die im Rahmen der Testverfahren eingehalten werden müssen. Umgekehrt bedeutet das, dass die Fahrzeuge einen Großteil des Jahres im dreckigen Modus unterwegs sind.
Fiat Ducato Abgasskandal: Diese Motoren sind betroffen
Die Betrugsvorwürfe der Staatsanwaltschaft Frankfurt bezogen sich zunächst auf folgende Motoren, die bei Fiat und Iveco eingesetzt wurden:
- 1,3 Liter Multijet
- 1,3 Liter 16V Multijet
- 1,6 Liter
- 1,6 Liter Multijet
- 2,0 Liter
- 2,0 Liter Multijet
- 2,2 Liter Multijet II
- 2,3 Liter
- 2,3 Liter Multijet
- 3,0 Liter
Später wurden die Ermittlungen auf alle Iveco- und Fiat-Motoren mit den Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 ausgeweitet. Damit dürfte auch der 2,3 Liter Multijet II betroffen sein. Die vom Abgasskandal betroffenen Fiat Ducato-Motoren wurden im Wesentlichen zwischen 2014 und 2019 hergestellt.
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Ducato-Wohnmobile im Abgasskandal
Der Fiat Ducato ist als Basis-Fahrzeug für Wohnmobile sehr beliebt. Daher sind auch viele Camper-Motoren vom Fiat Ducato-Abgasskandal betroffen. Wir haben in einem anderen Artikel eine Liste der vom Dieselskandal betroffenen Wohnmobile zusammengestellt. Im Prinzip betrifft der Abgasskandal alle Hersteller, die Basis-Modelle von Fiat, Iveco, VW oder Mercedes eingesetzt haben. Weitere könnten hinzukommen.
Stilllegung im Fiat Ducato Abgasskandal?
Viele Ducato-Fahrer machen sich Sorgen, dass ihr Lieferwagen oder ihr Wohnmobil demnächst stillgelegt wird. So schnell schießen die Flensburger aber nicht. Bevor es zu einer Stilllegung kommt, müsste erst einmal die zuständige Zulassungsbehörde einen Rückruf anordnen. Gerade die für den klassischen Ducato-Lieferwagen zuständigen italienischen Behörden haben dafür aber bisher wenig Interesse gezeigt. Auch das für viele Wohnmobil-Hersteller zuständige KBA scheint schon seit 2016 vom Verkehrsministerium ausgebremst zu werden.
Allerdings kann es sein, dass durch Klagen von Umweltverbänden oder ein Einschreiten der EU-Kommission doch noch Rückrufe angeordnet werden. Dann gibt es 3 denkbare Möglichkeiten, wann bei vom Abgasskandal betroffenen Fiat Ducato eine Stilllegung droht:
- Fiat ist gar nicht in der Lage, eine Nachrüstung anzubieten. Nach eigener Darstellung von Fiat dienen die Abschalteinrichtungen beim Ducato insbesondere dem Motorschutz. Die betroffenen Modelle haben in der Regel auch keinen SCR-Katalysator. Eine dauerhaft aktive Abgasreinigung durch Abgasrückführung könnte aber schnell zu einer Verrußung des Motors führen.
- Fiat könnte zwar eine Nachrüstung bzw. ein Software-Update zur Verfügung stellen, weigert sich aber. Denkbar wäre das beispielsweise, wenn der Rückruf für deutsche Ducato-Wohnmobile nur vom KBA gegenüber den deutschen Herstellern angeordnet wird.
- Das Update wird zwar angeboten, der Ducato-Besitzer weigert sich aber, es aufspielen zu lassen. Das ist teilweise bei VW-Modellen vorgekommen, weil die Kunden Angst vor Folgeschäden hatten.
Ansprüche bei vom Dieselskandal betroffenen Fiat Ducato
Es gibt (zu anderen Herstellern) bereits mehrere BGH-Urteile im Abgasskandal. Auch der EuGH hat sich bereits zum Dieselskandal geäußert. Dadurch ist die Rechtslage im Dieselskandal weitgehend klar:
Abschalteinrichtungen sind nach einem EuGH-Urteil weitgehend illegal. Ein Einsatz zum „Motorschutz“ ist nur in extremen Ausnahmefällen zulässig. Bei in Europa üblichen Temperaturen muss die Abgasreinigung dagegen während der gesamten Fahrt im Wesentlichen funktionieren. Eine illegale Abschalteinrichtung stellt dementsprechend einen Sachmangel dar. Innerhalb der Gewährleistungsfrist haben Kunden daher das Recht auf Nachbesserung, Preisminderung, Rücktritt oder Nacherfüllung. Da es für vom Abgasskandal betroffene Fiat Ducato-Modelle bisher keine Updates gibt, hat der Kunde weitgehend die Wahl, ob er eine nachträgliche Reduzierung des Kaufpreises, eine Rückgabe oder die Nachlieferung eines sauberen Nachfolgemodells fordert. Die aktuelle Generation des Fiat Ducato setzt auf SCR-Katalysatoren und scheint sauber zu sein. Das dürfte auch an den strengeren Zulassungsverfahren liegen. Bei Neuwagen läuft die Gewährleistung 2 Jahre ab Übergabe.
Wenn dem Hersteller bewusst war, dass er eine illegale Abschalteinrichtung einsetzt, stellt das eine „sittenwidrige Schädigung“ dar. Dann haben betrogene Fahrzeugbesitzer ein Recht auf Entschädigung. In den bisherigen BGH-Entscheidungen lief das auf eine Rückabwicklung des Kaufs hinaus: Der Kunde gibt sein Auto zurück und erhält den Kaufpreis abzüglich einer meist relativ geringen Nutzungsentschädigung. Daneben gibt es aber oft auch auch die Möglichkeit, pauschalen Schadensersatz zu bekommen. Beim Fiat Ducato gehen wir davon aus, dass die Abschalteinrichtungen so offensichtlich rechtswidrig waren, dass vom Abgasskandal betroffene Kunden eine solche Entschädigung fordern können.
Übrigens: Auch gewerbliche Ducato-Besitzer haben grundsätzlich Anspruch auf Entschädigung. Das trifft beispielsweise auf Lieferdienste, Handwerksbetriebe oder Wohnmobilverleiher zu. Lediglich die zweijährige Gewährleistung gibt es in der Regel nur für Verbraucher.