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Zu hoher Kraftstoffverbrauch bei Porsche: Das können Sie tun

Vom erhöhten Kraftstoffverbrauch sind aktuell nur Porsche 911 der Baujahre 2016 und 2017 betroffen.
22. Juni 2022

Zusammenfassung

  • Porsche hat beim Modell 911 einen zu hohen Kraftstoffverbrauch eingeräumt.
  • Betroffene 911er-Fahrer können Schadensersatz, Minderung des Kaufpreises oder sogar eine Rückabwicklung verlangen.

Ende Januar 2019 hat Porsche eine Selbstanzeige erstattet: Offenbar wurden für Abgastests beim 911er zu geringe Luftwiderstandswerte angegeben. Da diese in die Tests auf dem Prüfstand eingehen, wurden die Verbrauchswerte beim Porsche 911 systematisch zu niedrig angegeben. Von dem im realen Betrieb erhöhten Benzinverbrauch sollen die Porsche 911 aus den Baujahren 2016 und 2017 betroffen sein.

Im Oktober 2020 wurde ein weiterer Verdacht gegen Porsche bekannt: Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat Porsche zwischen 2008 und 2016 für die Untersuchungen zur Zertifizierung (Zulassung) manipulierte Fahrzeuge eingereicht. Gegenüber der internen Revision beschrieben Porsche-Mitarbeiter den Betrug so: Bei den Getrieben wurden Zahnräder eingebaut, die von den späteren Serienmodellen stark abweichen. Dadurch wurde die Übersetzung „länger“ und die Fahrzeuge fuhren bei gleicher Geschwindigkeit mit niedrigerer Drehzahl. So wurden Verbrauch und CO2-Ausstoß reduziert. 

Voraussichtlich wird Porsche für die falschen Angaben zum Kraftstoffverbrauch eine Strafe zahlen und ggf. auch Steuern an den Staat abführen müssen. Im Juni 2021 kündigte das KBA an, bestimmte Modelle von Porsche Macan und Boxster Spyder 981 zurückrufen zu lassen. Bisher ist nicht klar, ob es dabei zu Soft- oder Hardware-Nachrüstungen kommen wird. Da aber der CO2-Ausstoß gesenkt werden soll, wird sich der Rückruf wohl auf die Leistung auswirken.

Die Besitzer der betroffenen Modelle werden aber wohl nur entschädigt, wenn sie sich selbst wehren. In den USA hat sich Porsche im Juni 2022 auf einen Millionen-Vergleich eingelassen.

Was Porsche-Besitzer mit erhöhtem Kraftstoffverbrauch tun können

Wenn auch Ihr Porsche vom Benziner-Abgasskandal betroffen ist und mehr Kraftstoff verbraucht als angegeben, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, die auch von der Situation abhängen:

Da der erhöhte Verbrauch bei Porsche-Fahrzeugen den Wert reduziert, können betroffene Porsche-Fahrer Schadensersatz (z.B. für erhöhte Benzinkosten oder Steuernachzahlungen) oder eine angemessene Minderung des Kaufpreises verlangen. Wie hoch diese ausfallen kann, sollten Sie zusammen mit einem Anwalt klären.

Aktuell ist noch nicht bekannt, wie stark der Kraftstoffverbrauch bei den betroffenen Porsche-Modellen erhöht ist. Sollte die Differenz zu den Verbrauchsangaben des Herstellers mehr als 10% betragen, können Sie Ihr Fahrzeug auch zurückgeben. Nach dem Rücktritt erhalten Sie dann den gezahlten Preis abzüglich einer Nutzungsentschädigung zurück.

Selbst wenn Ihr Fahrzeug nicht von den erhöhten Verbrauchswerten betroffen ist, können Sie es in vielen Fällen zurückgeben, wenn Sie es finanziert haben. In vielen Fällen ist nämlich noch ein Autokredit-Widerruf möglich.

Grundsätzlich können Sie bei erhöhtem Verbrauch auch eine Reparatur oder eine Ersatzlieferung verlangen. Dies gilt aber nur, wenn Ihr Fahrzeug einen (individuellen) Defekt aufweist, der den Benzinverbrauch erhöht. Im vorliegenden Fall ist aber die gesamte Reihe von Fehlern bei der Zulassung betroffen.

Mehrere Diesel-Modelle sind übrigens auch bei Porsche vom Abgasskandal betroffen.

Autoren

Markus Klamert ist Inhaber der Kanzlei Klamert & Partner aus München. Als Anwalt ist er Spezialist für Wirtschaftsrecht, Kapitalanlagerecht und Stiftungsrecht. Zusammen mit Rechtecheck hat er bereits tausenden Verbrauchern im Dieselskandal und beim Autokredit-Widerruf geholfen.

Robert hat als Diplomkaufmann und Wirtschaftsingenieur nicht nur die besten Voraussetzungen dafür, den reibungslosen Ablauf der Webseite sicherzustellen, sondern auch den perfekten Background, um vor allem komplexe Wirtschafts-Themen nutzerfreundlich und nachvollziehbar aufzubereiten. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Abgasskandal, Geldanlage, Kreditrecht, Flugrecht und Versicherung. Nach seinem Ausscheiden bei RECHTECHECK wechselte Robert zur Nürnberger Werbeagentur BESONDERS SEIN.

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