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Grenke AG: Schwere Fehler aber bisher kein systematischer Betrug

grenke-skandal
10. März 2021

Für die Sonderprüfung der Grenke AG durch Mazars, die von der BaFin angeordnet wurde, ist ein erster Zwischenbericht veröffentlicht worden. Die BaFin hatte damit auf Betrugsvorwürfe von Fraser Perring reagiert. Der Investor hatte auch frühzeitig auf die Unregelmäßigkeiten im Wirecard-Skandal hingewiesen.

Nach dem Zwischenbericht scheint die Lage bei Grenke nicht ganz so dramatisch zu sein wie von Fraser Perring behauptet:

  • Beim Kauf von ausländischen Franchise-Nehmern wurde zumindest nicht systematisch zu viel bezahlt.
  • Die angegebenen Vermögenswerte scheinen grundsätzlich vorhanden und i.d.R. auch werthaltig zu sein. (Zweifel bleiben aber vorerst.)
  • Die verwendeten Leasingverträge scheinen rechtssicher zu sein.
  • Es scheint keine systematische Geldwäsche zu geben.

Dennoch wurden auch etliche Vorwürfe bestätigt, die kein gutes Licht auf die Strukturen bei der Grenke AG werfen:

  • Es wurden im großen Stil Geschäfte mit „nahestehenden Personen“ („related Party“) betrieben und diese Beziehungen nicht immer offengelegt. Beispiele dafür sind Geschäfte mit Firmen, die dem Gründer Wolfgang Grenke, seiner Lebensgefährtin oder ehemaligen Mitarbeitern gehören.
  • Die Ermittlung der Kaufpreise für Franchise-Unternehmen hatte im Einzelfall methodische Defizite, auch wenn sie insgesamt nicht massiv überhöht waren.
  • Einige Geschäfte sind weiter undurchsichtig: Die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH, die inzwischen indirekt Wolfgang Grenke gehört, hat beispielsweise gut am Aufbau von Franchisenehmern verdient, wenn diese an die Grenke AG verkauft wurden. Wer bis 2020 hinter dem Unternehmen stand, ist Grenke aber angeblich bisher nicht bekannt.
  • Die Geldwäsche-Prävention innerhalb der Grenke AG und ihrer Bank-Tochter lässt bisher stark zu wünschen übrig.
  • Die Bilanzierung der Franchise-Töchter muss geändert werden. Die ehemals auf dem Papier eigenständigen Vertriebsgesellschaften, die zwischenzeitlich von Grenke gekauft wurden, werden rückwirkend bereits ab Gründung „konsolidiert“, also als zum Konzern gehörend angesehen. Damit können die überhöhten Kaufpreise nicht mehr als „Goodwill“ in der Bilanz stehen und Grenke muss sein Eigenkapital um 90 Mio. € reduzieren.

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