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Zugewinnausgleich – Wie das Vermögen geteilt wird

5. November 2025

Zusammenfassung:

  • Der Zugewinnausgleich regelt die Vermögensverteilung bei Scheidung im deutschen Familienrecht.
  • Berechnungsgrundlage ist der Unterschied zwischen Anfangs- und Endvermögen beider Ehepartner.
  • Es gibt Ausnahmen und Sonderregelungen, die den Zugewinnausgleich beeinflussen können.

In Deutschland ist der Zugewinnausgleich ein zentraler Bestandteil des Familienrechts, der bei der Auflösung einer Ehe zur Anwendung kommt. Er sorgt dafür, dass das während der Ehe erwirtschaftete Vermögen fair zwischen den Ehepartnern aufgeteilt wird. Doch wie genau funktioniert dieser Prozess, und welche Besonderheiten gibt es zu beachten?

Grundlagen des Zugewinnausgleichs

Der Zugewinnausgleich basiert auf dem Prinzip, dass beide Ehepartner während der Ehezeit gemeinsam Vermögen erwirtschaften. Bei einer Scheidung wird der Zugewinn, also der Vermögenszuwachs während der Ehe, zwischen den Partnern ausgeglichen. Dies geschieht, indem das Anfangsvermögen, das jeder Partner in die Ehe eingebracht hat, vom Endvermögen abgezogen wird. Der Unterschied ergibt den Zugewinn.

Beispielsweise, wenn ein Partner mit einem Anfangsvermögen von 10.000 Euro in die Ehe startet und am Ende der Ehe ein Vermögen von 50.000 Euro hat, beträgt der Zugewinn 40.000 Euro. Der andere Partner hat vielleicht einen Zugewinn von 20.000 Euro erzielt. Der Ausgleich erfolgt dann, indem der Partner mit dem höheren Zugewinn die Hälfte der Differenz an den anderen Partner zahlt.

Besondere Vermögenswerte und Ausnahmen

Es gibt jedoch Vermögenswerte, die vom Zugewinnausgleich ausgeschlossen sind. Dazu gehören Schenkungen und Erbschaften, die ein Partner während der Ehe erhält. Diese werden dem Anfangsvermögen hinzugerechnet und nicht als Zugewinn betrachtet. Auch Vermögenswerte, die vor der Ehe erworben wurden, bleiben unberührt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Schulden. Diese werden ebenfalls in die Berechnung einbezogen. Hat ein Partner Schulden abgebaut, wird dies als negativer Zugewinn betrachtet. Der Zugewinnausgleich kann somit auch dazu führen, dass ein Partner Schulden übernehmen muss, wenn der andere Partner während der Ehe mehr Schulden abgebaut hat.

Sonderregelungen und aktuelle Entwicklungen

In der Praxis gibt es zahlreiche Sonderregelungen, die den Zugewinnausgleich beeinflussen können. So kann beispielsweise ein Ehevertrag individuelle Vereinbarungen zum Zugewinnausgleich enthalten. Solche Verträge müssen jedoch notariell beurkundet werden, um rechtswirksam zu sein.

Aktuelle Entwicklungen im Familienrecht zeigen, dass Gerichte zunehmend auch immaterielle Beiträge, wie die Haushaltsführung oder Kindererziehung, bei der Berechnung des Zugewinnausgleichs berücksichtigen. Dies spiegelt den gesellschaftlichen Wandel wider, der die Bedeutung unbezahlter Arbeit in der Ehe anerkennt.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, wie sie durch die COVID-19-Pandemie hervorgerufen wurden, kann der Zugewinnausgleich zusätzliche Komplexität gewinnen. Wertschwankungen von Vermögenswerten, wie Immobilien oder Aktien, können die Berechnung erheblich beeinflussen. Hier ist es ratsam, sich rechtzeitig juristischen Rat einzuholen, um eine faire und transparente Lösung zu finden.

Der Zugewinnausgleich ist ein komplexes Thema im Familienrecht, das eine sorgfältige Betrachtung und oft auch juristische Unterstützung erfordert. Ehepartner sollten sich frühzeitig über ihre Rechte und Pflichten informieren, um im Falle einer Scheidung gut vorbereitet zu sein. Ein fundiertes Verständnis der Berechnungsgrundlagen und der möglichen Ausnahmen kann helfen, den Prozess des Zugewinnausgleichs reibungsloser zu gestalten.

Autor

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