Ein langsamer Zusammenbruch
Volkswagen (VW) steht vor einer massiven Krise. Management und Belegschaft kämpfen um Jobs und Standorte, während das „System Volkswagen“ zu implodieren droht. Diese Entwicklung kommt nicht überraschend und ist hausgemacht. Seit 1960 folgt der Autobauer einem Plan, der aus heutiger Sicht problematisch ist.
Das VW-Gesetz und seine Folgen
Das „VW-Gesetz“ von 1960 wandelte das Staatsunternehmen in eine Aktiengesellschaft um, wobei das Land Niedersachsen ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen erhielt. Zudem benötigt der VW-Vorstand eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Aufsichtsrat für Entscheidungen über Produktionsstätten. Da der Aufsichtsrat zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern besteht, können diese Entscheidungen blockiert werden. Dies hat oft dazu geführt, dass notwendige Veränderungen nicht umgesetzt wurden.
Fremde Mächte und interne Blockaden
VW ist somit zwei Mächten ausgeliefert: der niedersächsischen Landesregierung und den Gewerkschaften der IG Metall. Beide Parteien haben wenig Interesse an Stellenabbau und Einsparungen. Eine mögliche Lösung, die Produktion in Deutschland zu reduzieren und in Ländern mit niedrigeren Lohnkosten neue Werke zu errichten, würde von diesen Parteien blockiert werden.
Abwrackprämien als kurzfristige Lösung
Die Einführung einer neuen Abwrackprämie würde die Probleme bei VW nur kurzfristig lösen. Das VW-Gesetz muss grundlegend überarbeitet werden. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer bezeichnete das VW-Gesetz kürzlich als „tödlich“ und forderte dessen Abschaffung.
Die Krise als Chance
Die aktuelle Krise könnte VW dazu zwingen, sich zu einem echten marktwirtschaftlichen Unternehmen zu entwickeln und die Fesseln des VW-Gesetzes abzuwerfen. VW hat nach wie vor einige der besten Ingenieure und die beste Technik der Welt. Der Druck der Krise könnte genutzt werden, um das Geschäftsmodell zu überdenken und sich neu auszurichten.
Ein notwendiger Schritt
Die Krise bei VW ist ein notwendiges Übel. Sie bietet die Chance, den vielleicht wichtigsten und schmerzhaftesten Schritt in der Konzerngeschichte zu gehen: nicht mehr krampfhaft in Deutschland zu produzieren. Nur so kann VW seine alte Stärke zurückgewinnen und sich langfristig erfolgreich neu positionieren.