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Idiotentest für den Führerschein – Darauf sollten Sie bei der MPU achten

21. Oktober 2021

Der Idiotentest kostet viel Geld und die Durchfallquote ist hoch

Unter Autofahrern ganz besonders gefürchtet: die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), im Volksmund auch Idiotentest genannt. Insbesondere wer unter Einfluss von Drogen oder Alkohol Auto fährt oder zu viele Punkte in Flensburg gesammelt hat, muss mit einer MPU rechnen. Denn die zuständige Fahrerlaubnisbehörde wird durch dessen Verhalten erhebliche Bedenken haben, dass er weiterhin körperlich und geistig zum Führen eines Fahrzeugs geeignet ist. Der Führerschein ist dann weg bis die MPU bestanden wurde.

Hat die Fahrerlaubnisbehörde eine MPU angeordnet, kann eine Wiedererteilung der Fahrerlaubnis erst erfolgen, wenn der Fahrer die MPU absolviert und positiv abgeschlossen hat. Problematisch und besonders ärgerlich ist dies nicht nur, weil die MPU viel Geld kostet. Der Idiotentest hat darüber hinaus eine hohe Durchfallquote von bis zu 50 Prozent.

Gründe für den Idiotentest: v.a. Alkohol und Drogen

Die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) schreibt vor, wann die Behörde den Idiotentest anordnen darf. Hauptgründe für die MPU sind Drogen- und Alkoholmissbrauch oder wiederholte Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung. In Deutschland darf bis zu einer Grenze von 0,5 Promille rechtmäßig Auto gefahren werden. Bei mehr als 0,5 Promille handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld bis zu 500 Euro. Bei mehr als 1,1 Promille liegt eine Straftat vor und es ist mit Führerscheinentzug zu rechnen. Zwingend ist die Anordnung einer MPU zwar erst ab 1,6 Promille, allerdings kann die Fahrerlaubnisbehörde bei häufiger Auffälligkeit oder der Befürchtung einer Abhängigkeit den Idiotentest auch schon bei niedrigeren Promillewerten anordnen. Beim ersten Verstoß darf sie jedoch erst ab 1,6 Promille angeordnet werden.

Seit 2014 verliert der Verkehrsteilnehmer bei mehr als sieben Punkten in Flensburg seinen Führerschein. Insbesondere dann, wenn die Punkte auf Verkehrsverstößen basieren, die auf persönliche Merkmale zurückgeführt werden können (beispielsweise besonders hohes Aggressionspotenzial, emotionale Instabilität oder fehlende Selbstkontrolle). In diesen Fällen wird die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis häufig von einer MPU abhängig gemacht.

MPU besteht aus vier Teilbereichen: unter anderem Idiotentest Fragen

Der Idiotentest kann an jeder amtlich anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung absolviert werden. Dazu zählen unter anderem die DEKRA e.V., IBBK GmbH, der TÜV oder das Universitätsklinikum Heidelberg Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin. Eine vollständige Liste der zugelassenen Stellen kann auf der Internetseite der Bundesanstalt für Straßenwesen eingesehen werden.

Der Ablauf des MPU Test ist genau geregelt und besteht aus vier Teilbereichen. Eine schriftliche Befragung, eine medizinische Untersuchung, ein Leistungstest und eine psychologische Untersuchung. Die MPU Fragen umfassen mehrere Fragebögen zum Lebenslauf und dem Untersuchungsanlass.

Die medizinische Untersuchung stützt sich vornehmlich auf den Hintergrund der MPU. Ist der Idiotentest wegen Alkoholmissbrauchs angeordnet worden, enthält die ärztliche Untersuchung Blut- oder Lebertests, um zu überprüfen, ob weiterhin Alkohol konsumiert worden ist. Innerhalb des Leistungstests werden Reaktion- und Konzentrationsvermögen überprüft, wobei ein standardisiertes Verfahren an einem Computer stattfindet.

Ihre Bezeichnung als Idiotentest verdankt die MPU vornehmlich dem letzten Teilbereich, der psychologischen Untersuchung. Dabei wird überprüft, ob die Person psychisch in der Lage ist, ein Fahrzeug zu führen.

MPU Vorbereitung ist unbedingt nötig

Wurde die MPU bestanden, wird dies der Person innerhalb von zwei Wochen per Post mitgeteilt. Ist man hingegen durch den Idiotentest gefallen, muss man ihn ein zweites Mal absolvieren. Als dritte Möglichkeit kann die Fahrerlaubnisbehörde eine Empfehlung zur Teilnahme an einer verkehrspsychologischen Nachschulung nach § 70 FeV abgeben. Der Nachschulungskurs kostet rund 400 Euro. Dieser soll zur Wiederherstellung der Kraftfahrereignung Verhaltensregeln (wieder) erarbeiten, die die betroffene Person davon abhalten, sich unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ans Steuer zu setzen.

Um den Idiotentest direkt beim ersten Anlauf zu bestehen, sollte sich der Betroffene gut vorbereiten. Verkehrsunternehmen wie der TÜV oder die DEKRA bieten dabei Vorbereitungskurse für die MPU an. Zwar können insbesondere für das Beratungsgespräch mit einem Verkehrspsychologen hohe Kosten entstehen, allerdings lohnen sich die Vorbereitungskosten im Hinblick auf die MPU-Durchfallquote von 50 Prozent. Die Kosten des Idiotentests errechnen sich je nach Grund der Anordnung und liegen im Schnitt inklusive Vorbereitung bei 1.600 bis 2.000 Euro. Bücher, mit denen man sich auf die MPU vorbereiten kann, gibt es z.B. bei Amazon *.

Dabei sollte man sich nicht ausschließlich auf den Fragenteil der MPU vorbereiten, sondern sich auch frühzeitig mit dem Ablauf beschäftigen. So kann sich ein Abstinenznachweis im Rahmen der MPU über ein Jahr hinziehen. Dabei werden wiederholt Proben genommen (u.a. Haarproben oder Urinproben), um zu belegen, dass man dauerhaft keine Drogen nimmt bzw. keinen Alkohol trinkt. Einen solchen Test sollte man aufgrund der Dauer möglichst frühzeitig beginnen, allerdings erst nachdem man wirklich „clean“ ist

Tatsächlich ist es auch möglich, den Führerschein ohne MPU wiederzuerlangen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Betroffene für 15 Jahre komplett auf seinen Führerschein verzichtet und danach den Führerschein neu beantragt.

Anwaltliche Hilfe beim Idiotentest

Teilweise bieten auch Anwälte Hilfe im Rahmen des Idiotentests an. Das kann verschiedene Leistungen umfassen:

  • Der Anwalt kann formal und inhaltlich beraten. Damit erhöht man die Chance, seinen Führerschein möglichst schnell zurückzubekommen.
  • Der Anwalt kann juristisch gegen die Anordnung der MPU bzw. den Führerscheinverlust vorgehen.
  • Der Anwalt kann auch helfen, wenn die MPU zu Unrecht nicht bestanden wurde.

Idiotentest umgehen mit ausländischem Wohnsitz

Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 15.09.2021 (Az. 3 C 3.21) kann man den Idiotentest umgehen, wenn man im Ausland lebt. Voraussetzung ist allerdings, dass die ausländische Behörde bei der Verlängerung des Führerscheins eine Überprüfung vornimmt, die der deutschen MPU (weitgehend) entspricht.

Tipps:

  • Kümmern Sie sich schnellstmöglich um Ihre MPU, um Ihren Führerschein zurückzuerlangen. Die Verantwortung liegt alleine bei Ihnen!
  • Bereiten Sie sich auf die MPU vor. TÜV und DEKRA bieten Vorbereitungskurse an.
  • Verzichten Sie nach Anordnung der MPU möglichst komplett auf Alkohol und Drogen, es werden Blut- und Urintests durchgeführt.

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