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Diesel-Nachrüstung für VW, Audi, Mercedes, Fiat, BMW & Co.

Die Diesel-Nachrüstung kann die Abgase eines Autos sauberer machen und so Diesel-Fahrverbote vermeiden. Das Hardware-Update kostet aber auch Geld.
16. Februar 2022

Zusammenfassung

  • Eine Diesel-Nachrüstung kann den Stickoxid-Ausstoß deutlich senken und so Diesel-Fahrverbote umgehen.
  • Die Hardware-Updates sind aber auch mit Kosten und meist Mehrverbrauch verbunden, Zuschüsse gibt es nicht immer.
  • Diesel-Rückgabe oder Autokredit-Widerruf sind oft bessere Alternativen.

Im Zuge des Abgasskandals haben immer mehr Städte Diesel-Fahrverbote erlassen. Einer der Gründe dafür war, dass viele Diesel-Modelle zu viele Stickoxide ausstoßen. Da Software-Updates sich als nicht ausreichend für eine deutliche Schadstoff-Reduzierung herausgestellt haben, wird inzwischen für viele Modelle eine Diesel-Nachrüstung angeboten. In vielen Fällen werfen Kunden aber dem schlechten Geld auch noch gutes hinterher, wenn sie nachrüsten. Mit einer Diesel-Klage gegen den Hersteller wäre vielen eher geholfen. Wir erklären die Hintergründe für diese Umrüstungen:

Anbieter für Diesel Nachrüstsätze

Inzwischen gibt es für die Diesel-Nachrüstung mehrere Anbieter auf dem deutschen Markt. Teilweise haben Autobesitzer die Wahl zwischen den Herstellern, teilweise gibt es nur einen (oder auch noch gar keinen). Die Nachrüstsätze sind v.a. für Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 verfügbar. Teilweise wird auch eine Diesel-Nachrüstung für Fahrzeuge mit Abgasnorm Euro 4 oder Euro 6 angeboten oder ist zumindest in Vorbereitung. Dabei gibt es verschiedene Ansätze:

Die meisten Hersteller setzen die bereits existierende Technik ein, die auf der Einspritzung von Harnstoff (AdBlue) in die Abgase basiert. Diese wurde weiterentwickelt, verstärkt bzw. an ältere Fahrzeuge angepasst. Beispiele dafür sind BNOx von Twintec-Baumot, DPT-SCR von Dr Pley, NEO-Blue bzw. OM-SCR von Oberland Mangold sowie SCRT-Kat von HJS.

GoDiesel setzt dagegen auf eine Wassereinspritzung in die angesaugte Luft, wodurch die Verbrennungstemperatur verringert und so bereits die Entstehung von Stickoxiden reduziert wird. BlueFit von Faurecia/Amminex hat eine ähnliche Funktionsweise wie die AdBlue-Systeme, setzt aber direkt festes Ammoniak ein.

Für welche Modelle gibt es eine Diesel-Nachrüstung?

Bisher gibt es nach unseren Informationen vom KBA zugelassene Diesel-Nachrüstungen für folgende Modelle und Hersteller:

VW-Nachrüstung:

Die Diesel-Nachrüstung bei VW ist insbesondere für die Motoren EA 189 und EA 288 verfügbar, also für die kleineren TDI-Motoren mit 1.6 l und 2.0 l Hubraum und Abgasnorm Euro 5. Damit sind sie i.d.R. für folgende Modelle aus den Baujahren 2008 bis 2016 verfügbar: Polo, Caddy, Crafter, Golf, Golf Variant, Golf Sportsvan, Jetta, Beetle, Passat, Scirocco, Sharan, Touran, Tiguan, T5, Amarok. Für Sommer 2021 ist auch eine Diesel-Nachrüstung für den T5 California angekündigt.

Audi-Nachrüstung

Bei der Volkswagen-Tochter Audi sind Diesel-Nachrüstungen für dieselben 1.6- und 2.0 l-Motortypen verfügbar wie bei VW. Es handelt sich um die Modelle A1, A3, A4, A6, Q3 und Q5 mit Euro 5-Abgasnorm aus den Jahren 2008 bis 2015.

Seat-Nachrüstung

Auch bei der VW-Tochter Seat stehen bisher nach unseren Informationen nur Diesel-Nachrüstungen für kleine (1.6 l und 2.0 l) TDI-Motoren bereit. Diese können bei den Modellen Altea XL, Ibiza, Leon, Toledo, Exeo und Alhambra aus den Baujahren 2009 bis 2016 eingebaut werden.

Skoda-Nachrüstung

Auch bei Škoda sind für die kleinen TDI-Motoren aus dem VW-Konzern Diesel-Nachrüstungen erhältlich. Die Modelle mit 1.6 L und 2.0 l Hubraum aus den Baujahren 2009 bis 2018 sind Fabia, Octavia, Roomster, Rapid, Superb und Yeti.

Mercedes-Nachrüstung

Auch beim Daimler-Konzern gibt es bereits eine Diesel-Nachrüstung für viele Modelle mit Euro 5-Abgasnorm aus den Jahren 2008 bis 2017. Insbesondere ist eine Umrüstung für Modelle mit dem Motor OM 651 möglich. Damit steht die Nachrüstung v.a. für A-Klasse (A 180 CDI, A 200 CDI, A 220 CDI), B-Klasse (B 180 CDI, B 200 CDI, B 220 CDI), C-Klasse (C 180 CDI, C 200 CDI, C 220 CDI, C 250 CDI, CLA 200 CDI, CLA 220 CDI, CLS 250 CDI), E-Klasse (E 200 CDI, E 220 CDI, E 250 CDI, E 300 BLUETEC HYBRID), GL (GLA 220 CDI, GLK 200 CDI, GLK 220 CDI, GLK 250 CDI), S-Klasse (S 250 CDI, SLK 250 CDI), Sprinter, Viano, Vito, Vito Tourer und V-Klasse zur Verfügung – teilweise auch in den Varianten 4Matic und Blue Efficiency.

BMW-Nachrüstung

Auch die BMW-Nachrüstung gibt es insbesondere für 2,0 l-Dieselmotoren mit den Baujahren 2007 bis 2015. Erhältlich ist das Hardware-Update für die Modelle 116d, 118d, 120d, 123d, 125d, 1er, 218d, 220d, 225d, 316d, 318d, 320d, 320ed, 325d, 3er, 418d, 420d, 425d, 520d, 525d, 5er, X1, X3 und X5 – teilweise auch in den Varianten xDrive bzw. sDrive.

Volvo-Nachrüstung

Bei Volvo gibt es eine Diesel-Nachrüstung für viele Fahrzeuge mit 2,0 und 2,4 l Hubraum und Abgasnorm Euro 5 aus den Baujahren 2008 bis 2017, insbesondere für die Modelle C30, C70, S40, S60, S80, V40, V40CC, V50, V60, V70, XC60, XC70 und XC90.

Fiat-Nachrüstung

Nach unseren Informationen gibt es seit 2021 zumindest für Fiat Ducato (und damit für viele vom Abgasskandal betroffene Wohnmobile) einen Nachrüstsatz. Durch die Nachrüstung erhöht sich das Gewicht des Fahrzeugs um etwa 25 kg. Das kann problematisch sein, da ohnehin viele Wohnmobile überladen sind.

Kosten der Diesel-Nachrüstung

Die Kosten für die Diesel-Nachrüstung variieren stark. Das System von GoDiesel mit Wassereinspritzung soll schon für etwa 1.000 € erhältlich sein. Allerdings liegen uns keine Informationen vor, ob diese Diesel-Nachrüstung bereits eine Zulassung vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat.

Die anderen Systeme zur Diesel-Nachrüstung kosten für PKW inklusive Einbau in der Regel 3.000 € oder mehr. Insbesondere bei größeren Fahrzeugen dürfte auch die Nachrüstung teurer werden. Beispielsweise werden für den VW T5 etwa 5.000 € veranschlagt, für den Fiat Ducato sogar 7.500.

Einige Autohersteller haben sich verpflichtet, unter bestimmten Bedingungen einen Zuschuss von bis zu 3.000 € zu zahlen. Das trifft insbesondere auf den Volkswagen-Konzern (VW, Audi, Skoda, Seat, Porsche) und Mercedes zu. VW will sogar die Nachrüstung von Wohnmobilen auf T5-Basis unterstützen. BMW, Fiat und Volvo zahlen dagegen aktuell nichts für ein Hardware-Update.

Vor- und Nachteile der Diesel-Nachrüstung

Der Vorteil der Diesel-Nachrüstung ist klar: Das Auto stößt durch das Hardware-Upgrade deutlich weniger Stickoxide aus als vorher. Wenn das Fahrzeug nach der Diesel-Nachrüstung im realen Fahrbetrieb weniger als 270 mg NOx pro Kilometer erzeugt, dann wird das in den Fahrzeugschein eingetragen. (Für die vom KBA zugelassenen Umbauten dürfte das zutreffen.) Für solche Fahrzeuge gelten dann nach unserem Wissen keine Diesel-Fahrverbote.

Die Diesel-Nachrüstung hat aber auch einige Nachteile. So ist der Einbau mit hohen Kosten verbunden, die von Zuschüssen nur teilweise gedeckt werden: Zum einen beteiligen sich nicht alle Hersteller und zum anderen gibt es meist Einschränkungen auf „Schwerpunktregionen“ bzw. „Intensivstädte“, auf Privatkunden und/oder bezüglich des Zulassungsdatums. Außerdem dürften die Kosten oft höher als der Zuschuss ausfallen. Mit der Annahme des Zuschusses ist zudem ein Verzicht auf weiteren Schadensersatz verbunden. Für einige Fahrzeuge dürfte außerdem das zusätzliche Gewicht eine Rolle spielen.

Die Diesel-Nachrüstung ist auch nicht bei allen Modellen möglich. Und auch die offizielle Schadstoffklasse (und damit die Kfz-Steuer) ändert sich trotz des hohen Aufwands und der deutlichen Verringerung von Abgasen nicht.

Besonders unerfreulich ist, dass durch die Diesel-Nachrüstung der Verbrauch steigt – und zwar sowohl für Diesel als auch für AdBlue. Ein Mehrverbrauch von bis zu 6 % ist dabei offiziell zulässig.

Sollten später Probleme mit dem Fahrzeug auftreten, kann man außerdem davon ausgehen, dass sich Fahrzeughersteller, Werkstatt und Nachrüstsatz-Hersteller gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben werden.

Aufgrund der Nachteile und der Kosten scheint die Nachfrage nach Nachrüstsätzen bisher auch sehr beschränkt zu sein.

Alternativen zur Diesel-Nachrüstung

Angesichts der Diesel-Fahrverbote wollen viele Besitzer ihre Fahrzeuge lieber loswerden, als eine Diesel-Nachrüstung machen zu lassen. Neben dem Verkauf, der aktuell oft nur mit hohen Abschlägen möglich ist, bieten sich v.a. zwei Optionen an:

Viele Diesel-Modelle wurden von den Herstellern mit unzulässigen Abschalteinrichtungen ausgestattet. Insbesondere beim Volkswagen-Konzern und bei Mercedes gab es deshalb bereits offizielle Rückrufe durch das Kraftfahrtbundesamt. Weitere Modelle und Hersteller dürften noch folgen. In diesen Fällen – und auch bei einigen Modellen, für die es (noch) kein Update der Motorsteuerung gibt – steht den Kunden Schadensersatz oder eine Rückabwicklung des Kaufs zu. Das ist zumindest das Ergebnis der meisten Diesel-Urteile und -Vergleiche.

Bei Fahrzeugen, die direkt über den Händler finanziert wurden, kann außerdem der „Autokredit-Widerrufsjoker“ helfen: Viele Autokredit- und Leasingverträge enthalten Formfehler, durch die nicht nur die Finanzierung, sondern auch der Kauf nachträglich noch widerrufen werden kann. Teilweise haben Kunden hier schon mehr Geld erhalten als sie ursprünglich bezahlt hatten.

FAQ zur Diesel-Nachrüstung bei VW, Mercedes & Co.

Kann ich nach der Diesel-Nachrüstung (wieder) in die Stadt fahren?
Soweit wir wissen: Ja. Uns sind aktuell keine Kommunen bekannt, bei denen Diesel-Fahrverbote auch für Fahrzeuge gelten, die eine vom KBA zugelassene Nachrüstung haben.

Was kostet die Diesel-Nachrüstung?
Die meisten Modelle kosten 3.000 € und mehr inklusive Einbau.

Gibt es Zuschüsse für die Diesel-Nachrüstung?
Bisher bieten Mercedes und der Volkswagen-Konzern (VW, Audi, Seat, Skoda) Zuschüsse von bis zu 3.000 € an. Diese sind jedoch an Bedingungen geknüpft.

Gibt es Alternativen zur Diesel-Nachrüstung?
Ja. Viele vom Abgasskandal betroffene Diesel-Modelle können Sie nach einer Klage zurückgeben, in vielen Fällen sogar ohne Kostenrisiko. Bei finanzierten Fahrzeugen hilft oft der Widerrufsjoker.

Ändert sich durch die Diesel-Nachrüstung die Kfz-Steuer?
Nein, auch nach dem Hardware-Update bleibt die offizielle Abgasnorm und damit die Kfz-Steuer gleich.

Autoren

Markus Klamert ist Inhaber der Kanzlei Klamert & Partner aus München. Als Anwalt ist er Spezialist für Wirtschaftsrecht, Kapitalanlagerecht und Stiftungsrecht. Zusammen mit Rechtecheck hat er bereits tausenden Verbrauchern im Dieselskandal und beim Autokredit-Widerruf geholfen.

Robert hat als Diplomkaufmann und Wirtschaftsingenieur nicht nur die besten Voraussetzungen dafür, den reibungslosen Ablauf der Webseite sicherzustellen, sondern auch den perfekten Background, um vor allem komplexe Wirtschafts-Themen nutzerfreundlich und nachvollziehbar aufzubereiten. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Abgasskandal, Geldanlage, Kreditrecht, Flugrecht und Versicherung. Nach seinem Ausscheiden bei RECHTECHECK wechselte Robert zur Nürnberger Werbeagentur BESONDERS SEIN.

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