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Unter welchen Voraussetzungen steht mir nach einem Unfall Schmerzensgeld zu?

Schmerzensgeld nach Unfall
28. November 2024

 Schmerzensgeld ist ein immaterieller Schadensersatzanspruch, der
zivilrechtlich geltend gemacht werden kann.
 Immaterielle Schäden sind nur dann ersatzfähig, wenn sie auf dem
unrechtmäßigen Verhalten einer anderen Person beruhen und eine
gewisse Intensität aufweisen.
 In der Praxis wird die Höhe des Schmerzensgeldes individuell
bestimmt.

Und plötzlich ist alles anders – ein Unfall kann verheerende Auswirkungen
auf die körperliche und geistige Gesundheit aller Beteiligten, vor allem der
Opfer, haben. Grundsätzlich muss der Schädiger für alle Schäden
aufkommen. Doch wie setzt man einen Preis für erlittenen Schmerz?

Wir erklären Ihnen, unter welchen Voraussetzungen Ihnen Schmerzensgeld
zusteht.

Was ist Schmerzensgeld?

Schmerzensgeld gehört zu den Schadensgründen im Zivilrecht. Es gibt eine
Vielzahl an Schäden, die im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) als mögliche
Schäden nach einem Unfall ersatzfähig sind.

Ein Schaden im Sinne des Zivilrechts wird als unfreiwillige Einbuße an
rechtlich geschützten Interessen definiert. Das klassischste Beispiel ist dabei
das Auto, das bei einem Unfall beschädigt wird. Um das Auto wieder in den
Zustand vor dem Unfall zu versetzen, muss es repariert werden. Die
Reparaturkosten beruhen auf dem Unfall und sind daher als Schadensersatz
ersatzfähig.

Doch nicht nur stoffliche Dinge sind als rechtlich geschützte Güter umfasst.
Darunter fällt auch die körperliche und geistige Unversehrtheit. Hierbei

handelt es sich um immaterielle Schäden. Wie der Name schon andeutet,
handelt es sich um Schäden, die sich nicht materiell manifestieren und nicht
so einfach behoben werden können.

Der Grundgedanke im Schadensrecht ist es, dass der erlittene Schaden
ausgeglichen bzw. behoben wird. Bei immateriellen Schäden lässt sich der
Schaden nicht so leicht beheben wie bei einem beschädigten Auto. Zumal
können erlittene Schmerzen nicht ungeschehen gemacht werden. Ziel ist es
daher nicht, eine vollständige Genesung herbeizuführen, sondern den
Geschädigten für seine erlittenen Schmerzen zu entschädigen, indem ein
Geldbetrag gefordert wird.

Voraussetzungen

Ob Ihnen ein Anspruch auf Schmerzensgeld zusteht, hängt davon ab, ob Ihr
erlittener Schaden auf das unrechtmäßige Verhalten eines anderen
zurückzuführen ist. Demnach muss eine Kausalität zwischen Ihren
Schmerzen und dem Verhalten einer anderen Person bestehen. Bei einem
Unfall stellt sich daher die Frage, wer für den Unfall verantwortlich ist.

Weiter muss aber auch eine gewisse Intensität der Schmerzen oder
seelischen Verletzung vorliegen. So sind beispielsweise die Schmerzen für
einen kleinen blauen Fleck oft gering und treten im Alltag häufig auf, ohne
die betreffende Person stark einzuschränken. Ein solcher Schmerz wird als
unerheblich eingestuft, und eine gerichtliche Geltendmachung hätte nur
wenig Aussicht auf Erfolg. Anders verhält es sich bei einer großflächigen
Prellung, die starke Schmerzen verursachen kann.

Bei immateriellen Schäden ist es umso wichtiger, dass Sie Nachweise für
Ihre Schmerzen sammeln. Reden Sie daher offen mit Ihren Ärzten über
Ihren Schmerz und lassen Sie diese ausführlich dokumentieren. Bei
Traumata und seelischen Beeinträchtigungen können Sie sich auch
Gutachten von Ihren behandelnden Psychologen erstellen lassen. Zudem
kann es hilfreich sein, wenn Sie ein Schmerzenstagebuch führen und darin

auflisten, wie der Unfall Sie in Ihrem Alltag beeinträchtigt. All diese
Informationen helfen Ihnen, Ihren Anspruch besser nachweisen zu können.

Höhe des Schmerzensgeldes

Die Höhe eines Schmerzensgeldes wird in der Praxis immer individuell
geprüft und bestimmt. Die Bemessung der Höhe ist dabei besonders
schwierig. Der Grund dafür ist zum einen, dass es sich um interne Abläufe
handelt. Jeder Mensch ist unterschiedlich und reagiert entsprechend anders
auf Situationen. Zudem empfinden Menschen Schmerz nicht einheitlich.

Bei einem Autounfall kann es daher sein, dass zwei Personen in der
gleichen Situation unterschiedliche Schäden erleiden. Während eine Person
jahrelang traumatisiert ist und dadurch ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen
kann, kann eine andere nach der körperlichen Genesung wieder aktiv am
Leben teilnehmen.

Weiter kann die Genesungszeit auch als unterschiedlich belastend
wahrgenommen werden. Es gibt Menschen, die besonders empfindlich auf
körperlichen Schmerz reagieren und daher stärker „leiden“ als andere.

Sofern Sie betroffen sind, sollten Sie sich immer zuvor anwaltlich beraten
lassen. Sollten Sie dies nicht tun, laufen Sie Gefahr, das Schmerzensgeld zu
hoch oder zu niedrig anzusetzen.

In Deutschland gilt der sogenannte Beibringungsgrundsatz. Ein Gericht darf
Ihnen nur das zusprechen, was Sie auch verlangen. Die Maximalhöhe ist
daher auf Ihre festgesetzte Summe beschränkt. Umso wichtiger ist es, dass
Sie Ihr Schmerzensgeld von einem Experten bemessen lassen.

Anhand der Tabellen und Gutachten wird versucht, Ihre Schmerzen und
seelischen Gesundheitsschädigungen einzuordnen. Diese dienen jedoch
lediglich als Orientierungshilfe und können daher keinen Rechtsbeistand
ersetzen.

Autor

Samantha ist Juristin mit den Schwerpunkten Zivilrecht und Vertragsgestaltung. Sie absolvierte ihr erstes Staatsexamen in Bonn, erwarb einen LL.M. in Internationaler Schiedsgerichtsbarkeit in Stockholm und sammelte mehrere Jahre Berufserfahrung im Energie- und Vertragsrecht. Als engagierte Autorin bringt sie juristische Themen aus Begeisterung auf den Punkt.

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