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Probezeit: Rechte und Pflichten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

16. Mai 2025

Zusammenfassung:

  • Die Probezeit dient als Testphase für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, um die Zusammenarbeit zu evaluieren.
  • Während der Probezeit gelten besondere Kündigungsfristen und -bedingungen.
  • Arbeitnehmer haben auch in der Probezeit Anspruch auf grundlegende Arbeitnehmerrechte.

Die Probezeit ist ein entscheidender Abschnitt in jedem Arbeitsverhältnis. Sie bietet sowohl dem Arbeitnehmer als auch dem Arbeitgeber die Möglichkeit, die Zusammenarbeit auf Herz und Nieren zu prüfen. Doch welche Rechte und Pflichten gelten in dieser Phase? Und was sollten Arbeitnehmer unbedingt beachten, um nicht in rechtliche Fallstricke zu geraten? In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte der Probezeit im Arbeitsrecht.

Was ist die Probezeit?

Die Probezeit ist eine vertraglich vereinbarte Phase zu Beginn eines neuen Arbeitsverhältnisses. Sie dient dazu, dass beide Parteien – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – die Möglichkeit haben, die Zusammenarbeit zu testen. In der Regel beträgt die Probezeit sechs Monate, kann jedoch je nach Vereinbarung kürzer sein. Während dieser Zeit gelten besondere Regelungen, insbesondere in Bezug auf die Kündigungsfristen.

Kündigungsfristen während der Probezeit

Ein wesentlicher Unterschied zur regulären Beschäftigung ist die verkürzte Kündigungsfrist während der Probezeit. Laut § 622 Abs. 3 BGB kann das Arbeitsverhältnis mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Diese Regelung bietet beiden Parteien die Flexibilität, das Arbeitsverhältnis schnell zu beenden, falls die Zusammenarbeit nicht den Erwartungen entspricht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass auch während der Probezeit der Kündigungsschutz greift, wenn es um unzulässige Kündigungsgründe wie Diskriminierung oder Willkür geht.

Rechte der Arbeitnehmer in der Probezeit

Auch wenn die Probezeit als Testphase gilt, haben Arbeitnehmer dennoch Anspruch auf grundlegende Rechte. Dazu gehören der Anspruch auf den vereinbarten Lohn, Urlaubstage und die Einhaltung der Arbeitszeiten. Zudem sind Arbeitnehmer auch während der Probezeit durch das Arbeitsrecht vor ungerechtfertigten Kündigungen geschützt. Eine Kündigung aus diskriminierenden Gründen oder aufgrund von Schwangerschaft ist auch in der Probezeit unzulässig.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Anspruch auf Urlaub. Arbeitnehmer erwerben auch während der Probezeit anteilig Urlaubsansprüche. Diese können jedoch in der Regel erst nach Ablauf der Probezeit oder nach einer bestimmten Betriebszugehörigkeit in Anspruch genommen werden, es sei denn, der Arbeitgeber stimmt einer früheren Urlaubsnahme zu.

Pflichten der Arbeitnehmer während der Probezeit

Während der Probezeit sind Arbeitnehmer verpflichtet, ihre Arbeitsleistung nach bestem Wissen und Gewissen zu erbringen. Dazu gehört auch, sich an betriebliche Regeln und Anweisungen zu halten. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und die Bereitschaft, sich in das Team zu integrieren, sind in dieser Phase besonders wichtig. Verstöße gegen arbeitsvertragliche Pflichten können auch während der Probezeit zu einer fristlosen Kündigung führen.

Besondere Regelungen für Auszubildende

Für Auszubildende gelten während der Probezeit besondere Regelungen. Die Probezeit in einem Ausbildungsverhältnis beträgt mindestens einen Monat und höchstens vier Monate. Während dieser Zeit kann das Ausbildungsverhältnis von beiden Seiten ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist und ohne Angabe von Gründen beendet werden. Nach Ablauf der Probezeit gelten die regulären Kündigungsfristen und -gründe.

Fazit: Die Probezeit als Chance nutzen

Die Probezeit ist eine wertvolle Gelegenheit für beide Seiten, die Zusammenarbeit zu testen und zu evaluieren. Arbeitnehmer sollten diese Phase nutzen, um sich im Unternehmen zu beweisen und zu zeigen, dass sie eine Bereicherung für das Team sind. Gleichzeitig sollten sie sich ihrer Rechte bewusst sein und diese bei Bedarf einfordern. Arbeitgeber hingegen sollten die Probezeit nutzen, um die Eignung des neuen Mitarbeiters zu prüfen und gegebenenfalls rechtzeitig die notwendigen Schritte einzuleiten, falls die Zusammenarbeit nicht den Erwartungen entspricht.

Insgesamt ist die Probezeit ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsrechts, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Mit dem richtigen Wissen und der entsprechenden Vorbereitung können Arbeitnehmer und Arbeitgeber diese Phase erfolgreich meistern.

Autor

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