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Notwehr – was ist erlaubt?

3. Juni 2025

Zusammenfassung:

  • Notwehr ist das Recht, sich gegen einen rechtswidrigen Angriff zu verteidigen.
  • Die Verteidigungshandlung muss erforderlich und angemessen sein.
  • Überschreitung der Notwehr kann strafrechtliche Konsequenzen haben.

In einer Welt, in der Konflikte und Bedrohungen leider zum Alltag gehören, ist das Thema Notwehr von großer Bedeutung. Doch was genau ist erlaubt, wenn man sich in einer bedrohlichen Situation befindet? Das deutsche Strafrecht bietet hier klare Richtlinien, die es zu beachten gilt.

Was ist Notwehr?

Notwehr ist im deutschen Strafrecht ein Rechtfertigungsgrund, der es einer Person erlaubt, sich gegen einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff zu verteidigen. Das bedeutet, dass die Handlung, die normalerweise als strafbar gelten würde, in diesem Kontext gerechtfertigt ist. Der Zweck der Notwehr ist es, das bedrohte Rechtsgut, sei es das eigene Leben, die körperliche Unversehrtheit oder das Eigentum, zu schützen.

Der Begriff „gegenwärtig“ bedeutet, dass der Angriff unmittelbar bevorsteht, gerade stattfindet oder noch andauert. Ein Angriff ist „rechtswidrig“, wenn er gegen das Gesetz verstößt und der Angreifer kein Recht hat, die Handlung auszuführen. Diese Definitionen sind entscheidend, um zu verstehen, wann Notwehr tatsächlich vorliegt.

Erforderlichkeit und Angemessenheit

Die Verteidigungshandlung muss erforderlich sein, um den Angriff abzuwehren. Das bedeutet, dass es kein milderes Mittel geben darf, das den gleichen Erfolg verspricht. Wenn beispielsweise ein Angreifer mit bloßen Händen angreift, wäre der Einsatz einer Schusswaffe in der Regel nicht erforderlich und somit nicht gerechtfertigt.

Darüber hinaus muss die Verteidigungshandlung angemessen sein. Dies bedeutet, dass das Mittel der Verteidigung in einem vernünftigen Verhältnis zur Schwere des Angriffs stehen muss. Die Rechtsprechung betont, dass die Notwehrhandlung nicht über das hinausgehen darf, was zur Abwehr des Angriffs notwendig ist.

Grenzen der Notwehr

Die Grenzen der Notwehr sind ein heikles Thema. Eine Überschreitung der Notwehr kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dies ist der Fall, wenn die Verteidigungshandlung nicht mehr erforderlich oder angemessen ist. Ein klassisches Beispiel ist die sogenannte „Notwehrprovokation“, bei der der Verteidiger den Angriff selbst provoziert hat, um einen Vorwand für die Verteidigung zu schaffen.

In solchen Fällen kann das Gericht die Notwehr als überschritten ansehen und den Verteidiger zur Verantwortung ziehen. Es ist wichtig, in einer bedrohlichen Situation ruhig zu bleiben und die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.

Ein aktuelles Beispiel aus der Rechtsprechung zeigt, wie komplex die Beurteilung von Notwehrsituationen sein kann. In einem Fall, der vor kurzem vor einem deutschen Gericht verhandelt wurde, hatte ein Mann einen Einbrecher in seinem Haus mit einem Baseballschläger schwer verletzt. Das Gericht musste entscheiden, ob die Verteidigungshandlung gerechtfertigt war oder ob der Mann die Grenzen der Notwehr überschritten hatte.

Die Entscheidung fiel zugunsten des Angeklagten aus, da das Gericht zu dem Schluss kam, dass der Einsatz des Baseballschlägers in der konkreten Situation erforderlich und angemessen war, um den Angriff abzuwehren. Dieser Fall verdeutlicht, dass die Umstände des Einzelfalls entscheidend sind und dass die Gerichte bei der Beurteilung von Notwehrsituationen einen gewissen Ermessensspielraum haben.

Notwehr und Notstand

Es ist wichtig, zwischen Notwehr und Notstand zu unterscheiden. Während die Notwehr das Recht auf Verteidigung gegen einen Angriff betrifft, bezieht sich der Notstand auf Situationen, in denen eine Gefahr für ein Rechtsgut besteht, die nicht durch einen menschlichen Angriff verursacht wird. Ein Beispiel für einen Notstand wäre, wenn jemand in ein brennendes Gebäude eindringt, um eine Person zu retten.

Im Notstand ist die Handlung ebenfalls gerechtfertigt, wenn sie erforderlich ist, um die Gefahr abzuwenden. Allerdings sind die rechtlichen Voraussetzungen und die Abwägung der Interessen im Notstand anders gelagert als bei der Notwehr.

Fazit

Notwehr ist ein komplexes Rechtsgebiet, das sowohl Laien als auch Juristen vor Herausforderungen stellt. Die Grundprinzipien der Erforderlichkeit und Angemessenheit sind entscheidend, um zu bestimmen, ob eine Verteidigungshandlung gerechtfertigt ist. In jedem Fall ist es ratsam, sich im Vorfeld über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren und im Zweifelsfall rechtlichen Rat einzuholen.

In einer bedrohlichen Situation ist es wichtig, besonnen zu handeln und die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Verteidigungshandlung im Einklang mit dem deutschen Strafrecht steht und keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich zieht.

Autor

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