Am 14.3.2022 hat das Landgericht München I beschlossen (Az. 3 OH 2767/22), ein Musterverfahren nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) zu einzuleiten. Gerichtet ist diese Sammelklage gegen EY und Markus Braun. Braun war bis zur Pleite Vorstandsvorsitzender von Wirecard und EY (früher: Ernst & Young) hatte jahrelang als Wirtschaftsprüfer die (gefälschten) Bilanzen abgesegnet. Der Prozess wird vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht stattfinden.
Vorausgegangen war eine Entscheidung des Oberlandesgerichts München, wonach Schadensersatz von EY im Wirecard-Skandal grundsätzlich möglich ist.
Folgen der EY-Sammelklage im Wirecard-Skandal
Diese erste Wirecard-Sammelklage hat weitreichende Folgen für betroffene Anleger: Alle laufenden Schadensersatz-Verfahren gegen EY und Markus Braun im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal werden ausgesetzt. Außerdem können weitere Betroffene Ansprüche im Musterverfahren anmelden. Dafür haben sie 6 Monate Zeit. Durch die Anmeldung wird insbesondere die Verjährung der Ansprüche gehemmt. Im Gegensatz zu einer Musterfeststellungsklage braucht man für die Anmeldung zu einem KapMuG-Verfahren einen Anwalt. Die Kosten dürften sich aber in Grenzen halten.
Die Wirecard-Geschädigten müssen anschließend abwarten, bis das Bayerische Oberste Landesgericht die grundlegenden Fragen in der Sammelklage geklärt hat (und bis ggf. der BGH endgültig entschieden hat). Danach können sie ihre jeweiligen Verfahren weiterführen bzw. eine Wirecard-Klage einreichen. Bei diesen Verfahren besteht dann kaum noch ein Prozessrisiko, da die Gerichte an das Urteil aus der KapMuG-Sammelklage gebunden sind.
