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Mängel beim Autokauf: Welche Rechte haben Käufer?

20. Mai 2025

Zusammenfassung:

  • Käufer haben das Recht auf Nacherfüllung, Minderung oder Rücktritt vom Kaufvertrag bei Mängeln.
  • Die Beweislastumkehr innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Kauf schützt Verbraucher.
  • Gewährleistung und Garantie sind zwei unterschiedliche rechtliche Ansprüche.

Der Kauf eines Autos ist für viele Menschen eine bedeutende Investition. Doch was passiert, wenn das neue Fahrzeug plötzlich Mängel aufweist? In Deutschland sind die Rechte der Käufer im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) klar geregelt. Käufer können sich auf verschiedene rechtliche Ansprüche berufen, um ihre Interessen zu wahren. Doch welche Optionen stehen ihnen konkret zur Verfügung?

Nacherfüllung: Reparatur oder Ersatzlieferung

Das deutsche Kaufrecht sieht vor, dass Käufer bei Mängeln zunächst das Recht auf Nacherfüllung haben. Dies bedeutet, dass der Verkäufer die Möglichkeit hat, den Mangel zu beheben. Der Käufer kann zwischen der Reparatur des Fahrzeugs oder der Lieferung eines mangelfreien Ersatzfahrzeugs wählen. Allerdings kann der Verkäufer die gewählte Art der Nacherfüllung verweigern, wenn sie mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden ist.

Ein Beispiel: Wenn ein Käufer ein Auto erwirbt und nach kurzer Zeit feststellt, dass der Motor nicht ordnungsgemäß funktioniert, kann er vom Verkäufer verlangen, den Motor zu reparieren oder ein neues Fahrzeug zu liefern. Der Verkäufer muss die Kosten für die Nacherfüllung tragen, es sei denn, er kann nachweisen, dass die gewählte Art der Nacherfüllung unverhältnismäßig teuer ist.

Minderung und Rücktritt: Wenn die Nacherfüllung scheitert

Wenn die Nacherfüllung fehlschlägt oder der Verkäufer sie verweigert, hat der Käufer das Recht, den Kaufpreis zu mindern oder vom Kaufvertrag zurückzutreten. Eine Minderung bedeutet, dass der Käufer einen Teil des Kaufpreises zurückerhält, um den Wertverlust des mangelhaften Fahrzeugs auszugleichen. Der Rücktritt vom Kaufvertrag hingegen führt dazu, dass das Fahrzeug zurückgegeben wird und der Käufer den vollen Kaufpreis erstattet bekommt.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Rücktritt vom Kaufvertrag nur bei erheblichen Mängeln möglich ist. Kleinere Mängel, die die Nutzung des Fahrzeugs nicht wesentlich beeinträchtigen, rechtfertigen in der Regel keinen Rücktritt. Käufer sollten sich daher gut überlegen, ob sie den Rücktritt oder die Minderung des Kaufpreises anstreben.

Beweislastumkehr: Schutz für Verbraucher

Ein entscheidender Vorteil für Käufer ist die sogenannte Beweislastumkehr. Innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Kauf wird vermutet, dass ein Mangel bereits zum Zeitpunkt des Kaufs vorlag. Der Verkäufer muss also beweisen, dass das Fahrzeug bei Übergabe mangelfrei war. Diese Regelung schützt Verbraucher vor unberechtigten Ansprüchen des Verkäufers und erleichtert es ihnen, ihre Rechte durchzusetzen.

Nach Ablauf der sechs Monate kehrt sich die Beweislast um, und der Käufer muss nachweisen, dass der Mangel bereits bei Übergabe des Fahrzeugs vorhanden war. Dies kann in der Praxis schwierig sein, weshalb es ratsam ist, Mängel möglichst frühzeitig zu reklamieren.

Gewährleistung und Garantie: Zwei unterschiedliche Ansprüche

Oft werden die Begriffe Gewährleistung und Garantie synonym verwendet, doch sie unterscheiden sich grundlegend. Die Gewährleistung ist ein gesetzlicher Anspruch, der dem Käufer bei Mängeln zusteht. Sie gilt in der Regel für zwei Jahre ab Übergabe des Fahrzeugs. Die Garantie hingegen ist eine freiwillige Leistung des Verkäufers oder Herstellers, die zusätzliche Rechte gewähren kann.

Eine Garantie kann beispielsweise eine längere Laufzeit als die gesetzliche Gewährleistung haben oder bestimmte Mängel abdecken, die nicht unter die Gewährleistung fallen. Käufer sollten die Garantiebedingungen genau prüfen, um zu verstehen, welche Ansprüche sie im Falle eines Mangels geltend machen können.

Insgesamt bietet das deutsche Kaufrecht umfassende Schutzmechanismen für Käufer, die Mängel an ihrem Fahrzeug feststellen. Es ist jedoch wichtig, die eigenen Rechte zu kennen und im Bedarfsfall rechtzeitig zu handeln, um die bestmögliche Lösung zu erzielen.

Autor

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