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Kündigung erhalten? Ihre nächsten Schritte im Arbeitsrecht

13. Oktober 2025

Zusammenfassung:

  • Nach Erhalt einer Kündigung sollten Sie umgehend prüfen, ob diese formell korrekt ist.
  • Die Frist zur Erhebung einer Kündigungsschutzklage beträgt drei Wochen ab Zugang der Kündigung.
  • Eine rechtliche Beratung kann helfen, Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Klage zu bewerten.

Der Schock sitzt tief, wenn das Kündigungsschreiben ins Haus flattert. Doch was tun, wenn der Arbeitgeber die Reißleine zieht? In Deutschland regelt das Arbeitsrecht die Bedingungen, unter denen eine Kündigung ausgesprochen werden kann. Es ist wichtig, schnell zu handeln und die richtigen Schritte einzuleiten, um Ihre Rechte zu wahren.

Erster Schritt: Prüfung der Kündigung

Der erste Schritt nach Erhalt einer Kündigung sollte die Prüfung der formellen und inhaltlichen Korrektheit sein. Eine Kündigung muss schriftlich erfolgen und von einer vertretungsberechtigten Person unterzeichnet sein. Fehlt die Unterschrift oder ist die Kündigung nur mündlich ausgesprochen, ist sie unwirksam. Auch der Zugang der Kündigung ist entscheidend: Sie gilt als zugegangen, wenn sie in den Machtbereich des Empfängers gelangt ist, etwa durch Einwurf in den Briefkasten.

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Inhaltlich muss die Kündigung klar und eindeutig sein. Bei einer ordentlichen Kündigung ist die Einhaltung der Kündigungsfrist zu beachten, die sich aus dem Arbeitsvertrag oder dem Tarifvertrag ergibt. Bei einer außerordentlichen Kündigung muss ein wichtiger Grund vorliegen, der eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses rechtfertigt.

Fristen beachten: Die Kündigungsschutzklage

Das Arbeitsrecht sieht vor, dass Arbeitnehmer innerhalb von drei Wochen nach Zugang der Kündigung eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht einreichen können. Diese Frist ist zwingend einzuhalten, da die Kündigung andernfalls als wirksam gilt, selbst wenn sie fehlerhaft ist. Eine Klage kann sich lohnen, wenn Zweifel an der sozialen Rechtfertigung der Kündigung bestehen oder formelle Fehler vorliegen.

Die Kündigungsschutzklage zielt darauf ab, die Unwirksamkeit der Kündigung festzustellen. In vielen Fällen endet das Verfahren mit einem Vergleich, bei dem der Arbeitnehmer eine Abfindung erhält. Die Höhe der Abfindung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Dauer der Betriebszugehörigkeit und den Erfolgsaussichten der Klage.

Rechtliche Beratung: Ein Muss?

Eine rechtliche Beratung kann entscheidend sein, um die Erfolgsaussichten einer Kündigungsschutzklage zu bewerten. Ein Anwalt für Arbeitsrecht kann helfen, die Kündigung auf formelle und inhaltliche Fehler zu prüfen und die beste Strategie für das weitere Vorgehen zu entwickeln. Viele Arbeitnehmer sind unsicher, ob sie die Kosten für einen Anwalt tragen können. Hier kann eine Rechtsschutzversicherung hilfreich sein, die die Kosten für arbeitsrechtliche Streitigkeiten übernimmt.

Auch ohne Rechtsschutzversicherung gibt es Möglichkeiten, Unterstützung zu erhalten. In Deutschland besteht die Möglichkeit, Prozesskostenhilfe zu beantragen, wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um die Kosten eines Verfahrens zu tragen. Diese Hilfe wird gewährt, wenn die Klage hinreichende Aussicht auf Erfolg hat und nicht mutwillig erscheint.

Alternativen zur Kündigungsschutzklage

Manchmal kann es sinnvoll sein, alternative Wege zu einer Kündigungsschutzklage in Betracht zu ziehen. Eine einvernehmliche Lösung mit dem Arbeitgeber, wie ein Aufhebungsvertrag, kann eine Option sein. Dabei einigen sich beide Parteien auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu bestimmten Konditionen, oft verbunden mit einer Abfindung.

Ein Aufhebungsvertrag sollte jedoch gut überlegt sein, da er Auswirkungen auf den Anspruch auf Arbeitslosengeld haben kann. Die Bundesagentur für Arbeit verhängt in der Regel eine Sperrzeit von bis zu zwölf Wochen, wenn der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis selbst beendet oder an der Beendigung mitwirkt. Eine rechtliche Beratung kann helfen, die Vor- und Nachteile eines Aufhebungsvertrags abzuwägen.

Fazit: Schnell handeln und gut beraten lassen

Der Erhalt einer Kündigung ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Fragen aufwirft. Das Arbeitsrecht bietet jedoch Schutzmechanismen, die es Arbeitnehmern ermöglichen, sich gegen unrechtmäßige Kündigungen zu wehren. Wichtig ist, schnell zu handeln und die Fristen zu beachten. Eine rechtliche Beratung kann helfen, die beste Vorgehensweise zu finden und die eigenen Rechte zu wahren.

Ob Kündigungsschutzklage oder einvernehmliche Lösung – die Entscheidung hängt von den individuellen Umständen ab. In jedem Fall ist es ratsam, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen, um die eigenen Interessen bestmöglich zu vertreten.

Autor

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