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Britische Lebensversicherungen und der Brexit: Standard Life, Clerical Medical & Co

18. Januar 2020

Viele deutsche (und europäische) Kunden von britischen Lebensversicherungen machen sich Sorgen wegen des bevorstehenden Brexits. Schließlich geht es in vielen Fällen um einen Großteil der Altersvorsorge, der bei schottischen und englischen Lebensversicherungen wie Standard Life, Scottish Widows, Clerical Medical, Friends Provident (Friends Life/Aviva) oder Royal London angelegt ist. Allerdings sind auch andere Lebensversicherungen oft keine gute Geldanlage.

Die häufig geschürte Panikmache ist dabei übertrieben. Wir erklären hier die Folgen des Brexits für britische Lebensversicherungen, die Hintergründe für die Umzüge von britischen Lebensversicherungen und Optionen für deutsche Versicherungsnehmer.

Welche Folgen hat der Brexit für englische Lebensversicherer?

Grundsätzlich läuft auch eine britische Lebensversicherung nach dem Brexit weiter. Allerdings gelten die Ende 2020 vereinbarten Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich explizit nicht für den Finanzbereich. Dementsprechend hat die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin am 31.12.2020 britische Versicherungen aufgefordert, bestehende Verträge mit deutschen Kunden zu kündigen. Viele schottische und englische Lebensversicherungen haben daher schon frühzeitig eine Verlagerung ihrer EU-Geschäfte beschlossen.

Welche Folgen hat es, wenn meine britische Lebensversicherung „umzieht“?

Einige britische Lebensversicherer haben längst auf den Brexit reagiert. Sie haben ihre Verträge mit Kunden in anderen EU-Staaten von den Muttergesellschaften in Schottland oder England in Tochterfirmen verlagert, die ihren Sitz auch weiterhin in der EU haben. Auch hierdurch dürfen sich eigentlich – genau wie bei einem Verkauf von Lebensversicherungsbeständen – keine Nachteile ergeben. Darüber wachen Aufsichtsbehörden und Gerichte. Allerdings wird teilweise ein höheres Risiko unterstellt, wenn beispielsweise eine ehemals englische Lebensversicherung in eine Schieflage gerät:

  • Die EU-Töchter sind kleiner als der bisherige Gesamt-Konzern. Damit sind sie grundsätzlich etwas anfälliger und werden auch mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von der Regierung gerettet.
  • Die bisherige Insolvenzsicherung durch den britischen Entschädigungsfonds Financial Services Compensation Scheme (FSCS) entfällt. Am neuen Standort besteht oft keine gleichwertige Absicherung.
  • Die bisher schottischen oder englischen Lebensversicherungen werden teilweise in deutlich kleinere Länder verlagert, die bei einer Finanzkrise möglicherweise auch gar nicht in der Lage wären, die Finanzinstitute ihres Landes aufzufangen.

Folgende Auslagerungen sind nach unseren Informationen geplant oder bereits abgeschlossen:

  • Standard Life: Irland
  • Scottish Widows bzw. Clerical Medical: Luxemburg
  • Royal London: Irland

Weder Irland noch Luxemburg haben für Lebensversicherungen Sicherungssysteme, die denen von Großbritannien gleichkommen.

Canada Life betreibt sein Europageschäft übrigens schon länger von Irland aus, nicht aus England oder Kanada. Vom Brexit betroffen sind hier also ohnehin nur britische Kunden.

Was können Kunden britischer Lebensversicherungen tun?

Grundsätzlich steht es jedem Kunden einer britischen Lebensversicherung frei, gegen die Übertragung des Vertrags in ein anderes Land zu klagen. Dies dürfte aber aufwändig, teuer und unsicher sein – und letztlich wenig bringen.

Gegen eine Vertragsverletzung – beispielsweise ausbleibende Zahlungen – kann man erst klagen, wenn diese Vertragsverletzung auch stattgefunden hat. Das dürfte aber auf absehbare Zeit bei britischen Lebensversicherungen nicht der Fall sein.

Wenn, dann sollte der Brexit nicht der einzige Grund sein, eine britische Lebensversicherung loszuwerden. Allerdings ist die Lebensversicherung an sich keine besonders gute Geldanlage. Nicht nur für Kunden von britischen Lebensversicherungen haben wir daher zusammengestellt, welche Alternativen zur Kündigung einer Lebensversicherung es gibt. In vielen Fällen ist ein Widerruf der Lebensversicherung die beste Option. Gerade britische Lebensversicherungen haben offenbar in der Vergangenheit bei den Widerrufsbelehrungen öfter geschlampt.

FAQ zu britischen Lebensversicherungen

Muss ich meine englische Lebensversicherung nach dem Brexit kündigen?
Eher nicht. Wahrscheinlich werden britische Lebensversicherungen auch nach dem 31.12.2020 normal weiterlaufen. Außerdem gibt es bessere Alternativen zur LV-Kündigung.

Kann ich gegen die Verlagerung meiner britischen Lebensversicherung klagen?
Im Prinzip ja. Allerdings sind die Chancen vermutlich gering. Besser wäre es in vielen Fällen, die englische Lebensversicherung zu widerrufen.

Wie werde ich meine schottische oder englische LV am Besten los?
Das kommt auf den Einzelfall an. Sie können beispielsweise die Lebensversicherung widerrufen, verkaufen oder kündigen.


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