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Enterbung – Ist das überhaupt möglich?

3. Juli 2025

Zusammenfassung:

  • Eine Enterbung ist in Deutschland grundsätzlich möglich, jedoch durch das Pflichtteilsrecht eingeschränkt.
  • Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt die Voraussetzungen und Grenzen der Enterbung.
  • Aktuelle Gerichtsurteile zeigen, wie komplex die rechtlichen Auseinandersetzungen um Enterbungen sein können.

Die Frage, ob eine Enterbung in Deutschland möglich ist, beschäftigt viele Menschen, die sich mit der Nachlassplanung auseinandersetzen. Das deutsche Erbrecht, verankert im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), bietet zwar die Möglichkeit, Erben von der Erbfolge auszuschließen, setzt jedoch klare Grenzen. Diese Grenzen sind vor allem durch das Pflichtteilsrecht definiert, das nahen Angehörigen einen Mindestanteil am Erbe sichert.

Rechtliche Grundlagen der Enterbung

Das Erbrecht in Deutschland erlaubt es einem Erblasser, durch ein Testament oder einen Erbvertrag die gesetzliche Erbfolge zu ändern. Eine Enterbung kann dabei explizit erfolgen, indem der Erblasser im Testament festlegt, dass bestimmte Personen nichts aus dem Nachlass erhalten sollen. Alternativ kann eine Enterbung auch implizit geschehen, indem der Erblasser andere Personen als Erben einsetzt und damit die gesetzlichen Erben ausschließt.

Allerdings schützt das Pflichtteilsrecht bestimmte Angehörige vor einer vollständigen Enterbung. Gemäß § 2303 BGB haben Abkömmlinge, Eltern und der Ehegatte des Erblassers einen Anspruch auf den Pflichtteil, der die Hälfte des gesetzlichen Erbteils beträgt. Dieser Anspruch kann nur in Ausnahmefällen entzogen werden, etwa wenn der Pflichtteilsberechtigte eine schwere Straftat gegen den Erblasser begangen hat.

Grenzen und Herausforderungen bei der Enterbung

Die Enterbung ist ein komplexes rechtliches Unterfangen, das sorgfältige Planung und eine klare Formulierung im Testament erfordert. Ein häufiger Fehler ist die unzureichende Begründung der Enterbung, die zu Anfechtungen führen kann. Gerichte prüfen im Streitfall, ob die Enterbung rechtmäßig ist und ob der Pflichtteilsanspruch korrekt berechnet wurde.

Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie schwierig solche Auseinandersetzungen sein können: In einem Fall vor dem Oberlandesgericht München wurde die Enterbung eines Sohnes angefochten, der im Testament seines Vaters nicht berücksichtigt wurde. Das Gericht entschied zugunsten des Sohnes, da die Enterbung nicht ausreichend begründet war und der Pflichtteilsanspruch nicht korrekt berechnet wurde.

Strategien zur rechtssicheren Enterbung

Um eine Enterbung rechtssicher zu gestalten, sollten Erblasser frühzeitig rechtlichen Rat einholen und ihr Testament sorgfältig formulieren. Es ist ratsam, die Gründe für die Enterbung klar darzulegen und gegebenenfalls Beweise für schwerwiegende Verfehlungen des Enterbten zu sammeln. Zudem sollten Erblasser die Möglichkeit in Betracht ziehen, den Pflichtteil durch lebzeitige Schenkungen zu reduzieren.

Ein weiterer Ansatz ist die Nutzung von Erbverträgen, die im Gegensatz zu Testamenten bindend sind und eine klare Regelung der Erbfolge ermöglichen. Solche Verträge können helfen, spätere Streitigkeiten zu vermeiden und die Wünsche des Erblassers durchzusetzen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Enterbung in Deutschland zwar möglich, aber durch das Erbrecht und insbesondere das Pflichtteilsrecht stark reglementiert ist. Wer eine Enterbung in Betracht zieht, sollte sich der rechtlichen Herausforderungen bewusst sein und frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um die eigenen Wünsche bestmöglich umzusetzen.

Autor

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