Zusammenfassung:
- Ein Ehevertrag regelt die finanziellen Verhältnisse zwischen Ehepartnern individuell.
- Er ist besonders sinnvoll bei großen Vermögensunterschieden oder bei Unternehmern.
- Der Vertrag kann während der Ehe oder vor der Eheschließung abgeschlossen werden.
In einer Zeit, in der die Scheidungsrate in Deutschland bei etwa 35 Prozent liegt, gewinnt der Ehevertrag zunehmend an Bedeutung. Doch was genau ist ein Ehevertrag, und wann lohnt es sich, einen abzuschließen? Diese Fragen sind nicht nur für frisch Verliebte von Interesse, sondern auch für Paare, die bereits seit Jahren verheiratet sind. Der Ehevertrag ist ein rechtliches Instrument, das es Paaren ermöglicht, ihre finanziellen Angelegenheiten individuell zu regeln. Dabei kann er sowohl vor als auch während der Ehe geschlossen werden.
Was regelt ein Ehevertrag?
Ein Ehevertrag ist ein privatrechtlicher Vertrag zwischen Ehepartnern, der die vermögensrechtlichen Beziehungen während der Ehe und im Falle einer Scheidung regelt. Zu den häufigsten Regelungsbereichen gehören der Güterstand, der Unterhalt und der Versorgungsausgleich. Der Güterstand bestimmt, wie das Vermögen der Ehepartner im Falle einer Scheidung aufgeteilt wird. In Deutschland gilt ohne Ehevertrag der gesetzliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Ein Ehevertrag kann jedoch auch andere Güterstände wie die Gütertrennung oder die Gütergemeinschaft festlegen.
Der Unterhalt ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der in einem Ehevertrag geregelt werden kann. Hierbei geht es um die Frage, ob und in welcher Höhe ein Ehepartner nach der Scheidung Unterhalt zahlen muss. Der Versorgungsausgleich betrifft die Aufteilung der während der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften. Auch hier können individuelle Vereinbarungen getroffen werden, die von der gesetzlichen Regelung abweichen.
Wann ist ein Ehevertrag sinnvoll?
Ein Ehevertrag ist besonders sinnvoll, wenn zwischen den Ehepartnern große Vermögensunterschiede bestehen oder wenn einer der Partner ein Unternehmen besitzt. In solchen Fällen kann der Vertrag dazu beitragen, finanzielle Streitigkeiten im Falle einer Scheidung zu vermeiden. Auch bei internationalen Ehen, bei denen unterschiedliche Rechtsordnungen aufeinandertreffen, kann ein Ehevertrag Klarheit schaffen.
Für Unternehmer ist ein Ehevertrag oft unerlässlich, um das Unternehmen im Falle einer Scheidung zu schützen. Ohne vertragliche Regelung könnte das Unternehmen im Rahmen des Zugewinnausgleichs geteilt werden, was existenzbedrohende Folgen haben kann. Ein Ehevertrag kann hier Abhilfe schaffen, indem er das Unternehmen aus der Zugewinngemeinschaft herausnimmt.
Der Weg zum Ehevertrag
Der Abschluss eines Ehevertrags sollte gut überlegt und sorgfältig vorbereitet sein. Es ist ratsam, sich von einem Fachanwalt für Familienrecht beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass der Vertrag alle relevanten Aspekte abdeckt und rechtlich einwandfrei ist. Der Vertrag muss notariell beurkundet werden, um wirksam zu sein. Dies bedeutet, dass beide Ehepartner den Vertrag in Anwesenheit eines Notars unterzeichnen müssen.
Ein Ehevertrag kann sowohl vor der Eheschließung als auch während der Ehe abgeschlossen werden. Es ist jedoch wichtig, den Vertrag regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, insbesondere wenn sich die Lebensumstände der Ehepartner ändern. So kann der Vertrag beispielsweise bei der Geburt eines Kindes oder bei einem beruflichen Wechsel angepasst werden.
Insgesamt bietet ein Ehevertrag die Möglichkeit, die finanziellen Verhältnisse in der Ehe individuell zu gestalten und Streitigkeiten im Falle einer Scheidung zu vermeiden. Er ist ein wichtiges Instrument des Familienrechts, das Paaren hilft, ihre Ehe auf eine solide rechtliche Grundlage zu stellen.